Langstreckenwanderer sägen den Griff ihrer Zahnbürste ab, um Gewicht zu sparen. Ähnliches Verhalten gibt es auch unter Bloggern, Webdesignern und Seitenbetreibern. Optimiert wird alles. Blogs müssen heutzutage schnell sein, nicht nur weil Besucher ungern warten oder mobil unterwegs sind. So kannst du WordPress schneller machen.
Wie lange Besucher warten, hängt davon ab, wie sehr sie den Content benötigen oder haben wollen. Auf den brandheißen Trailer von GoT oder TWD warten sie voller Ungeduld minutenlang, auf deinen Blogartikel aber nur ein paar zittrige Sekunden – wenn überhaupt. Der Klickfinger sitzt oft erstaunlich locker. Websurfer sind fickerig. Kommt in der Zeit nichts, sind die Leute wieder weg und suchen sich ihr Vergnügen anderswo.
Außerdem ist Geschwindigkeit ein Rankingkriterium bei Meister Google. Schnelle Seiten haben Vorteile. Deshalb wird getunt und gebastelt, manch Blogger betrachtet das als Sport oder Herausforderung. Das geht bis in kleinste Details und bedarf eines immensen Aufwandes. Auch Kosten spielen eine Rolle.
So weit will ich es nicht treiben. Ich zeige dir nur die wichtigsten Punkte. Auf diese Weise kommst du wirklich zu schnellen Seiten.
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Wo kann ich mein Blog testen lassen?
Es gibt eine Reihe von Anbietern, die alle mehr oder weniger versuchen Zusatzleistungen gegen Geld zu verkaufen. Als Gelegenheitsnutzer, zumindest was diese Werkzeuge angeht, brauchst du das in der Regel nicht. Das Basismodell genügt.
Neben Tipps und Hinweisen zur Geschwindigkeit gibt es bei den Diensten Ratschläge für alle möglichen Lagen im Leben eines Blogs, speziell der Suchmaschinenoptimierung. Nicht nur deine Besucher wissen ein hohes Tempo zu schätzen, auch Google als Übersuchmaschine legt Wert auf flotte innere Werte. Dementsprechend legt man sich ins Zeug. Zu optimieren gibt es Vieles.
Die Geschwindigkeit ist abhängig vom Server, von den verwendeten Bildern, von Plugins und Extras. Und mindestens hundert anderen Dingen, an denen zu schrauben den einen Spaß macht, während die anderen lieber für Content sorgen. Diese Tests und Tools helfen dir bei der Problemermittlung und Optimierung. Außerdem erfährst du weitere interessante Dinge über dein Projekt, dein System und dein Standing.
- Vergleiche deinen Page Speed
- Google PageSpeed Insights
- Seitwert
- WooRank
- Seitenreport
- PageSpeed Info
- Website Speed Test Image Analysis Tool
Lass dich nicht von Prozentzahlen oder Rankings blenden. Am Ende entscheidend ist die Zeit, die ein Besucher bei dir warten muss. Je geringer die ausfällt, desto besser ist es für dein Blog.
Die genannten Dienste arbeiten in der Regel kostenlos, haben oft aber auch weiterführende Angebote auf der Pfanne, für die dann ein Obolus fällig wird. Ob du das brauchst, kann ich nicht beantworten. In den meisten Fällen sollte ein gelegentlicher Blick in die Analysen und Reporte aber ausreichen. Mache diese Art der Optimierung nicht zu einer Obsession. Pagespeed- und Seitentests sind nicht alles. Es lohnt nicht, an den letzten Prozenten herumzuschrauben. Vergiss nicht tüchtig zu bloggen!
Bevor du auf andere Gedanken kommt, das ist wichtig: Optimiere und verbessere nicht für Speed-Tests, sondern für deine Leser. Die absolute Ladezeit in (Milli)sekunden ist wichtig, nicht das Erreichen einer möglichst hohen Punktzahl beim Test. Bleib deutlich unter zwei Sekunden, wenn du kannst. Im Durchschnitt.
Dein Blog kann mit 99 von 100 Punkten immer noch schneckenlahm sein, wenn du zum Beispiel Bilder unbearbeitet aus der Smartphonekamera verwendest, alles mit aufgeblasenen Plugins zupflasterst oder dich beim billigsten Hoster jenseits der Karpaten eingemietet hast.
1 | Hosting
Womit wir beim Thema wären. Du brauchst gutes Hosting. Ist dein Hosting gut, kannst du dir erlauben, Dinge nicht zu optimieren. Taugt dein Hosting wenig, musst du zusehen, dass du das letzte Prozent noch irgendwie herausquetschst, um halbwegs performant zu sein. Das macht dein Blog möglicherweise anfällig für Probleme und wackelig – einmal etwas an der falschen Stelle geschraubt, schon kommt alles ins Wanken. Muss natürlich nicht sein. Es kommt auf deine Sachkenntnis an.
Letztlich ist es auch hier eine Sache der Kosten. Sogenanntes Managed WordPresss Hosting holt am meisten heraus. Dieses Hosting ist speziell auf das System WordPress und seine Bedürfnisse ausgelegt. Klassische Hoster wie HostEurope, Hetzer oder 1&1 sind hingegen Generalisten. Auf deren Server muss alles laufen, entsprechend allgemein sind sie konfiguriert. Aber du brauchst nur WordPress.
Der Amerikanische Hoster Bluehost ist nicht deshalb so bekannt, auch in Deutschland übrigens, weil er so fantastisch gute Leistungen vorhält, sondern weil er über ein verlockendes Affiliateprogramm verfügt. Deshalb gibt es massenhaft Artikel in der Art „Wie du in 5 Minuten dein eigenes WordPress Blog einrichtest“. Hier ist Marketing am Werk. Die Artikel kannst du vergessen.
2 | Theme
2.) Das Theme. Wenn du hier performancetechnisch gesehen ins Klo greifst, kriegst du die Sache nie wieder hin. Anders formuliert, was dein Theme versemmelt, das kannst du später nicht wieder geradebiegen. Pass also gut auf beim Kauf. Prüfe die Testversionen der Themes mit den Tools, die ich oben genannt habe. Was dir allerdings nur teilweise ein Bild verschafft. Du weißt eben zum Beispiel nicht, wo das Testtheme gehostet ist und wie es optimiert wurde.
Lies die Kommentare und Foreneinträge. Frage nach. Wirklich. Es gibt großartige Themes. Aber großartig sehen sie vielleicht nur aus. Alles an ihnen ist Optik. Und eine doppelte Schicht Make-Up. Unter der Haube herrscht Chaos. Die wurden vielleicht nicht mal sorgfältig gebaut. Wurden vielleicht mit einem Sidebuildingtool zusammengeklickt. Lass dich davon nicht blenden und messe nach so gut du kannst.
Verzichte auf Überflüssiges und Spezialitäten, die der Entwickler seinem Theme spendiert hat, damit es etwas hermacht. Was du wirklich brauchst, kannst du später als Plugin nachrüsten. Dein Theme muss nicht alles können, sondern deinen Zwecken dienen.
3 | Grafiken
3.) Bilder und Grafiken können sich krass auf die Ladezeiten auswirken. Mehr als alles andere. Vor allem wenn in Unkenntnis grobe Fehler begangen werden.
Wenn ein Foto im Mittelpunkt steht, dann muss es groß sein und die beste Qualität zeigen. Wenn du Reise- oder Foodblogger bist, dann geht das nicht anders. Aber in diesem Fall warten deine Gäste gern. Sie wissen ja, wofür und was sie erwarten können. Wenn aber Grafiken nicht die Hauptsache sind, sondern bloss Beiwerk, Schmuck und Illustration, dann will garantiert niemand sich für diesen Mist die Beine in den Bauch stehen.
Mal so als Faustregel. Ich denke, ein Beitragsbild sollte unter 100 Kilobyte haben. Besser weniger. Wenn du 5 davon auf der Startseite hast, wären das 500 KB nur für die Bilder. Das ist schon viel, wenn wir den Performancekritiker geben. 50 oder gar 30 pro Bild wären besser. Es kommt aber darauf an. Bilder werden kleiner, wenn du das richtige Speicherformat wählst, die Maße reduzierst oder die Komprimierung erhöhst.
Das Format JPG ist dein Freund, wenn es um Fotos und Verlauffarben geht. Es speichert Daten mit Verlust. Die Bilder werden immer schlechter je stärker oder je öfter man sie komprimiert. PNG ist optimal wenn du Icons, Schrift und einfarbige Flächen vor dir hast. Mit der Zeit bekommt man ein ganz gutes Gefühl dafür, zu welchem Format man greifen muss, aber es klappt nicht immer. Mischen sich die Dinge, wird es knifflig. Dann hilft oft nur noch ausprobieren. Das Format GIF wird ausschließlich für Animationen eingesetzt und ist ein Sonderfall. Es gibt weitere Bildformate (etwa SVG), aber die sind im Normalfall für dich nicht relevant.
- Compress Now
- Compressor JPEG – PNG – GIF – SVG
- JPEG komprimieren (spricht Deutsch) JPEG
- JPEG Mini für Fotos
- Optimizilla (spricht Deutsch) JPEG und PNG – maximal 20 Bilder
- PNG komprimieren (spricht Deutsch) PNG
- Short Pixel Image Compressor – JPEG, PNG, GIF -maximal 20 Bilder
- Tiny PNG der Dienst mit dem Panda – PNG und JPG
WordPress Plugins existieren natürlich auch. Beliebt sind
4 | Caching
4.) Eine weitere Säule der Performanceoptimierung ist das sogenannte Caching. Worum handelt es sich dabei? Eine Seite, die du im Browser siehst, besteht aus Dutzenden Komponenten. Mit von der Partie sind Bilder, Javascripts, PHP, Stylesheets, HTML, Datenbankabfragen. All das kommt in Einzelteilen durch die Leitung und muss im Browser zusammengesetzt und interpretiert werden – dynamisch nennt man das. Eine ziemliche Leistung.
Ein Cache Plugin hebt – einfach ausgedrückt – die fertig zusammengesetzte Seite auf und zeigt sie dem nächsten Besucher, wenn der dieselbe sehen will. Er bekommt das Ergebnis dann bedeutend schneller serviert, außerdem wird der Webserver geschont. Zusätzlich beherrschen Cache Plugins oft noch andere Kunststücke, zum Beispiel das Minifizieren und Kombinieren von Dateien.
Wenn du dich damit nicht noch gesondert beschäftigen willst, reicht ein einfaches Cache-Management für dich völlig aus. Versuche den Cache Enabler. Er kostet nichts und kommt seiner Aufgabe äußerst pflichtbewusst nach. Sonderlich einzustellen gibt es hier praktisch nichts. Wenn man von der erwähnte Möglichkeit der Code-Kompression einmal absieht. Weitere hervorragende Cache Plugins sind:
- WP Fastest Cache
- WP Rocket (Premium)
- Comet Cache (Pro)
- Cachify
Oben im Bild: Die Konfiguration von WP Fastest Cache. Die Übersetzung kann noch besser werden.
Die Vertreter WP Super Cache und W3 Total Cache sind zwar verbreitet und werden oft empfohlen, ich halte sie aber nur für Fachleute geeignet, weil zu komplex. Lass die besser liegen. Welche Cache Plugin ist hier bei Conterest im Einsatz? Gar keines. Ich verlasse mich auf meinen Managed WordPress Hoster Raidboxes (Affilate Link), der macht das für mich. Siehe Punkt 1.
5 | Plugins
5.) Apropos Plugins, wie viele du installieren magst, ist deine Sache. Einige dieser Brüder allerdings werden deinem System mehr Ressourcen abzwacken, als dir lieb sein kann. Die Folge, je mehr Plugins du im Einsatz hast, desto langsamer wird dein Blog. Den Unterschied merkst du nicht einmal, weil der Prozess schleichend vor sich geht.
Bekannte Ressourcenkiller sind Social Media Leisten, Related Posts, Bildgalerien, Slider, Linkchecker, um nur ein paar zu nennen. Faustregeln gibt es hier nicht. Du musst jedes Plugin für sich betrachten. Am besten legst du dir eine gesunde Skepsis zu. Frage dich bei jedem Plugin, ob du es wirklich brauchst, ob es wirklich gut für dich ist. Ausprobieren ist OK, behalten sollte aber die Ausnahme sein.
Der Brokenlinkchecker ist nützlich, aber ständig in Aktion
Um es noch einmal deutlich zu sagen, eine Menge Plugins sind völlig harmlos, du könntest Dutzende davon im Einsatz haben. Andere sind für sich genommen in Ordnung, sorgen beim Auftreten in Gesellschaft aber für die von uns unerwünschte Entdeckung der Langsamkeit. Je mehr du von ihnen installierst, desto mehr wird dein Server belastet.
6 | Was du noch tun kannst …
Es gibt reichlich weitere Techniken und Möglichkeiten. Lazy Load oder ein Content Delivery Network (CDN) werden oft genannt. Ich halte sie aber für überdimensioniert und nicht hilfreich für ein Einzelblog. Lazy Load empfinde ich als Surfer, der sich auch mal umsehen will und runterscrollt, sogar als störend. Es dauert nämlich immer einen Moment, bis die Bilder nachgeladen werden. Und was tut der Surfer nur ungern? Genau, er wartet nicht.
Auch das Herumfummeln in den Serverdateien kannst du dir auch sparen, wenn du ein Managed WordPress Hosting verwendest. Dann ist bereits alles optimiert, du hast nicht einmal Zugriff auf gewisse Dateien. Brauchst du auch nicht. Wenn du bei einem Generalisten untergekommen bist, könnte es hingegen sein, dass du die Wissenschaft von der .htaccess studieren musst, um profund an der Performanceschraube drehen zu können.
Es gibt Plugins, die dein System und sämtliche Datenbanken durchfegen. Bewährt haben sich WP Sweep, WP Clean Up oder Lighthouse (Premium).
Außerdem ist es hilfreich, Daten zu sparen. Präsentiere nicht zu viele Beiträge oder Anreißer auf der Startseite. Und vor allem nicht zu viele Bilder. Das gleiche gilt für die Rubriken. Entschlacke darüber hinaus Sidebar und Footer immer wieder und regelmässig. Ein gepflegtes Blog sollte so sauber wie das Bettlaken eines Geistlichen sein.
Wenn du tiefer in die Materie einsteigen willst, empfehle ich dir das deutschsprachige WordPress Blog fastWP von David Keulert. Der Mann presst noch das letzte Bisschen aus seiner Installation heraus. 100% Speed ist das Ziel, drunter macht er es nicht.
Werkstattbericht 🔧
Im Beitragsbild verwende ich die folgenden Google Fonts: Baumans und Sarpanch. Das rasante Foto fand ich bei Pixabay.
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