Die Geburt ist nicht der Anfang der Dinge. Es geht schon früher los. Am Beginn steht die Familienplanung – oder der Zufall.
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Ob man das auch für Blogs sagen kann? Aber ja. Mit Ideen und Vorhaben fängt es an. Der Zufall, schätze ich, spielt weniger eine Rolle. Jedes Projekt verläuft anders und dennoch gibt es eine Ordnung. Jedes hat seine eigene Zeit.
Und dann wären da noch die Dauerbrenner. Die Ausnahmen, die Fixsterne am Bloggerhimmel, die manchmal jahrelang strahlen.
Inhaltsverzeichnis
Schnell vergessen – Windeljahre
Wer kann sich schon an seine ersten Lebensjahre erinnern? Eher nicht. Und wahrscheinlich ist das auch gut so. Die Windelphase eines Blogs ist oft auch zum Vergessen. Wenn man nicht schon durch andere Projekte bekannt ist, bereits einen Namen hat oder den Traffic mitbringt, ist der Beginn eine zähflüssige Angelegenheit.
Technische Hürden überwinden und sich die Dinge zurechtlegen. Wer bei Null beginnt, muss sich die Arbeitstechniken erst draufschaffen und eigene Wege finden. Über exakt diesen Zeitpunkt hatte ich mir früher einmal Gedanken gemacht. Wenn du magst, kannst du sie hier nachlesen: Am Anfang des Erfolges …
Alles ist erlaubt – Kindheit
Nun beginnt die unbeschwerte Kindheit. Solange du kaum Leser hast, darfst du dich unbeobachtet fühlen. Du kannst alles schreiben. Niemand wird dir dafür Böses wollen. Denn Leser hast du kaum. Die wenigen, die kommen interessieren sich meist nur für bestimmte Postings, aber leider nicht für das, was du zuletzt zum Besten gegeben hast.
Kritische Kommentare sind glücklicherweise noch Fehlanzeige. Wenn es hochkommt, erhältst du motivierende Nachrichten von Freunden oder aus der Familie. Jetzt ist die Gelegenheit da, um etwas auszuprobieren. Lasse nichts aus. Nutze diese Zeit. Finde deinen Stil. Schreibe was und wie es dir wichtig ist. Tu das solange du kannst, denn die diese Zeit wird bald vorbei sein.
Drecksleserichliebeeuch – Flegeljahre
Nun kommen einem Zweifel am eigenen Tun. Bin ich auf dem richtigen Weg? Interessiert es überhaupt jemanden, was ich mache? Tags darauf geht ein Post bei Facebook steil und die Gefühle streben gen Himmel. Plötzlich fühlt man sich stark, alles ergibt einen Sinn. Als Blogger mit Herzblut weißt du, was ich meine.
Die Unschuld der ersten Monate ist verloren. Vielleicht findest du dich zu zahm und beginnst, aggressive Dinge rauszuhauen. Ein bisschen Rebellion zwischen den Seiten. Dein Blog pubertiert. Du riskierst mehr. Wirst deutlicher. Testest Grenzen aus.
Deine Unsicherheit lässt dich vielleicht am Design basteln, du widmest dich dem SEO-Handwerk, nur um am nächsten Tag die Navigation komplett umzuschmeißen. In den meisten Fällen bleibt dein Tun ohne Folge.
Und noch etwas anderes geschieht in der Pubertät. Jetzt wächst dein Blog ordentlich. Endlich.
Der Ernst des Bloggerlebens – Erwachsensein
In der Folgezeit wird dein Blog erwachsen. Mit dem unbeschwerten Leben ist es jetzt vorbei. An seine Stelle tritt die Verantwortung. Man publiziert nicht mehr drauf los, sondern denkt vorher schon an mögliche Reaktionen.
Ab jetzt hast du die Kommentare immer im Hinterkopf. Du gierst nach Shares und Likes, Quoten und Erfolgen und optimierst deinen Stil darauf, den du spätestens jetzt gefunden hast. Du beginnst jemand zu sein.
Diese Phase nennt man den Ernst des Lebens. Möglicherweise gesellt sich das Geldverdienen noch dazu. Falls es deiner Absicht entspricht, vom Bloggen leben zu können oder wenigsten ein schniekes Taschengeld zu generieren, jetzt ist die Zeit dafür. Die Mühen der vergangenen Monate oder Jahre beginnen sich auszuzahlen.
Es wird noch besser.
Kassieren oder genießen – Im besten Alter
Es folgen die reifen Jahre. Dein Blog ist auf dem Höhepunkt angelangt. Es ist optimal vernetzt, in weiten Kreisen anerkannt, hat sein Publikum und vielleicht sogar begeisterte Fans gefunden. Andererseits machen sich erste Verschleißerscheinungen bemerkbar. Die Beiträge gehen nicht mehr so leicht von der Hand wie in den Anfangstagen. Du fühlst dich beim Bloggen öfter mal müde.
Dein Thema erscheint dir auch schon mal langweilig, so als wäre alles gesagt.
Erfahrungen spielen nun in deinem Bloggerleben eine größere Rolle. Du kennst den Hasen und seine Wege und jagst ihm nicht mehr nach. Das lässt du andere machen. Du gibst die Ratschläge dazu.
Der Traffic wächst nicht mehr. Möglicherweise regt sich irgendwo Konkurrenz, die zu bekriegen du keine Lust mehr hast.
In dieser Phase befindet sich Conterest. Zwischen gelegentlicher Hyperaktivität und eigentlichem Eingestelltsein.
Leisetreten oder … – Der Lebensabend
Der Eine genießt und nutzt die erarbeitete Narrenfreiheit, der Andere lebt vor sich hin und schwelgt in Erinnerungen. Dein Blog wird langweiliger, wird aber immer noch gern gelesen. Du zehrst vom guten Ruf vergangener Tage. Gepostet werden jetzt nur noch Gastbeiträge und gesponsorte Werbeartikel in immer größerer Frequenz. So holst du monetär noch etwas aus dem digitalen Altpapier heraus.
Nur selten noch reizt dich dein Herzensthema so sehr, dass du sich aufraffen kannst. Wenn das passiert, hast du Narrenfreiheit und schreibst, was du willst. Du musst niemandem mehr etwas beweisen. Deine Fans freut es, allen anderen ist es egal. Da der Altcontent nicht gepflegt wird und nichts Fundiertes hinzukommt, bauen sich Traffic und Vernetzung langsam ab.
Unweigerlich – Das Ende
Vielleicht flackert sie dann und wann noch einmal auf, die alte Lust am Publizieren, am Diskutieren, am Helfen und Streiten. Dann haust du rücksichtslos und in alter Meisterschaft noch ein paar Höhepunkte raus. So wie ein Stern am Ende seiner aktiven Zeit als Nova seine Hülle ins All bläst. Danach bist du verglüht, widmest dich einem neuen Thema oder machst etwas völlig anderes mit deinem Leben.
Das Blog kann nun vom Netz genommen werden. Viele Blogs allerdings bleiben und treiben als trauriges Archiv durch die Weiten der Galaxis Internet. Kommentare werden abgeschaltet und Social Buttons entfernt. Vielleicht raffst du dich zu einem Abschiedsposting auf. Meist reicht das Interesse dazu nicht mehr aus. Der Blogger ist verstummt.
Tod
Bei Menschen ist es so, dass sie sterben müssen, damit Platz für neue Leute da ist. Wäre das nicht so, wären die Ersten immer noch hier und hielten die Plätze besetzt und uns gäbe es nicht. Bei Blogs muss es genau so sein. Für jedes Blog, das geht, erscheint mindestens ein Neues. Ich hoffe, es werden immer mehr. Für lebendige Blogs!
In welcher Lebensphase befindet dein Blog gerade? Ist es jugendlich frisch oder tattert es schon?