Warum scheitern selbst solche Blogs, die mit idealen Voraussetzungen und einer nachdrücklichen Portion Schwung gestartet wurden? Häufig deshalb weil der Blogger zu früh aufgibt. Der Erfolg lässt dann doch länger auf sich warten, als ursprünglich gedacht.
Dass man überhaupt auf den Erfolg warten muss, kommt einer Majestätsbeleidigung gleich, denn an den Posts lag es nicht. Die waren allesamt brillant. Aber darauf kommt es eben nicht nur an. Der Durchhaltewillen zählt, wenn du etwas erreichen willst.
Aber ist es überhaupt schlimm, zu scheitern?
Nicht nur als Blogger musst du das Zeug dazu haben, dich immer wieder selbst zu motivieren. Es ist völlig in Ordnung mal eine Woche auszusetzen und etwas anderes zu machen. Oder krank zu sein. Oder familiäre Verpflichtungen zu haben. Anschließend aber musst du zurückkehren und weiterbrennen.
Gerade in der ersten Zeit wird Motivation von außen Mangelware sein. Deshalb musst du selbst dafür sorgen können. Bloggen muss dir ein inneres Bedürfnis sein. Dann ist es gut. Und dann gibst du auch nicht zu schnell auf. Du weißt, es wird dauern. Aller Wahrscheinlichkeit nach sogar ziemlich lange. Meist leider länger als man es geplant oder sich erhofft hat. So ist sie nämlich, die Realität.
Häufig läuft es so ab:
Der Blogger geht forsch zur Sache, steigert sich dann noch, bringt einen großen Post nach dem anderen heraus. Und sollte der Ruhm zu diesem Zeitpunkt dann doch nicht eingesetzt haben, knickt er ein. Wer zu schnell zu viel erreichen will, scheitert fast zwangsläufig. Ein Marathon hat auch etwas mit Geduld zu tun. Und damit, sich seine Kräfte einteilen zu können.
Es ist logisch, dass man ein solches Unterfangen nicht wie einen 200 Meter Lauf angeht. Sollte es dir so ergehen oder du einen Hang zu solchem Benehmen haben, dann solltest du lernen dich einzubremsen. Lauf eine Extrarunde.
Im übertragenen Sinne, schreibe einen Artikel zu einem völlig anderen Thema und veröffentliche ihn auf einer anderen Plattform. Du machst sozusagen Urlaub vom eigenen Blog, bleibst aber aktiv. Oder fülle dein Tagebuch oder erfinde eine Kurzgeschichte. Was immer in deiner Reichweite liegt.
Publiziere nicht zu viel, sondern lass ein paar deiner Beiträge im Artikellager reifen. Das kann sich zukünftig sogar lohnen, denn irgendwann kommt das Bedürfnis nach Ruhe oder gar der Zusammenbruch und das Schreiben wird zur Belastung oder zur Qual.
Auch Blogger haben Ängste und Zweifel
Tamara (brunettemanners) bloggt seit über 4 Jahren über Fitness-, Food- und Lifestyle, mag darüber im RL aber mit niemandem reden. Es ist ihr peinlich. Sie meint, ihr fehle das Selbstbewusstsein dafür.
Buchbloggerin Saskia (whoiskafka) sagt es mit diesen Worten: „Als ich im Januar 2015 mit dem Bloggen begann, war ich noch verlegen, unsicher und wollte nicht, dass mein Umfeld von meinem außergewöhnlichen Hobby erfährt. Allein der Schritt, einen Blog zu eröffnen, kostete mich bereits unfassbare Überwindung …“ Du kannst darauf wetten, dass es Saskia heute ganz anders geht.
Maike (Maikikii) fragt Bin ich zu schüchtern, um Blogger zu sein? Und weiß gleichzeitig, dass auch die Stillen und Introvertierten ans Ziel kommen. Auch wenn man sich überwinden muss, was gerade am Anfang schwer ist. Sandy aus dem Tintenmeer bringt es uns näher: „Ich glaube, dass vielen der technische Aspekt die größte Angst bereitet. Bevor man sich die ganze Sache wirklich anschaut, quälen einen viele Gedanken: Wie bekomme ich nur das Design hin? Ich kann doch gar nicht programmieren. Ich habe keine Ahnung von Webdesign. Das ist alles zu kompliziert. Das kann ich bestimmt nicht …“
Kein Wunder, als Blogger agiert man in der Öffentlichkeit. Jeder ist Kritik und Beobachtung ausgesetzt. Da kann schon mal ein mulmiges Gefühl beim Drücken auf den „Veröffentlichen-Button“ auftauchen. Es gibt viele Fehler, die man machen kann, und teilweise auch machen wird. Es gehört dazu.
Dazu kommt, dass im WWW reale Gefahren lauern. Trolle, Shitstorms, Anfeindungen, Konkurrenz, Abzocke. Und das Schlimmste von allem: Die Abmahnung. Ann-Christin (fashion-kitchen) schildert, wie es ihr mit einem langjährigen Rechtsstreit ergangen ist: „Mit meinem Rechtsbeistand und Eurer Unterstützung ging der Fall, zum Glück, gut für mich aus und wir haben gewonnen! Ihr könnt Euch nicht vorstellen, welche psychische und auch körperliche Belastung ich in dieser Zeit durchgemacht habe. Und was für ein riesiger Brocken mir beim Rechtspruch der Richterin vom den Schultern gefallen ist.“
Auch Anja (infarbe) weiß ein Lied davon zu singen: Wie eine unberechtigte Abmahnung mir den Spaß am Bloggen nehmen konnte. Der Spaß am Bloggen ist dahin. Treffen kann es jeden. Garantien gibt es nicht. Ohne Kosten geht es selten ab. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit betroffen zu sein nicht sehr groß. Online Shops sind häufiger dran.
Wenn es sich um Content im Sinne des Fundaments handelt, dann poste ihn still. Damit meine ich, du veröffentlichst ihn zwar, aber mit einem Datum einige Monate in der Vergangenheit. Diese Beiträge teilst du nicht über Social Media und sonstigen Kanälen. Denn wenn du zu viel veröffentlichst, wenn du es übertreibst, kannst du das Publikum, das du gerade erst dabei bist zu gewinnen, wieder verscheuchen oder gar überfordern.
Außerdem ist das alles mit zusätzlicher Arbeit verbunden. Still zu posten bedeutet, unter dem Radar der Leserschaft zu publizieren. Verlinken kannst und sollst du diese Beiträge natürlich trotzdem.
Wenn es einen aus der Kurve trägt
Wer unterwegs mit Schwierigkeiten zu kämpfen hat, sollte nicht mehr an das Ziel in weiter Ferne denken, sondern daran, irgendwie die nächste Straßenecke zu erreichen. Und sich im Folgenden von einem Punkt zum nächsten fighten. Bis es wieder besser geht. So machen das Ausdauersportler.
Auch diesen Typus von Blogger gibt es: Er müht sich. Er lässt sich ablenken. Überstrapaziert die Geduld seiner Leser. Er ist sich nie sicher. Baut immer wieder Navigation und Seitenleiste um. Wechselt häufiger das Theme, in der Hoffnung damit auf einen Schlag alles zum Guten wenden zu können. Diese Art Blogger kriegt die Kurve nicht. Er wird es nie schaffen, wenn er sich nicht auf seine Beiträge und das was er zu sagen hat konzentriert.
Mancher verstrickt sich in Details und findet nicht mehr hinaus. Das Vorhaben ist zum Irrgarten geworden. Wieder andere können nicht mit Kritik umgehen oder mögen die Szene oder die Kollegen nicht. Andere Menschen fühlen sich unverstanden oder unter Wert gehandelt.
Es gibt mindestens so viele Gründe ein Blog abzuschalten, wie eines zu gründen. Sich neu verlieben zum Beispiel. Ein neues Hobby, eine Weltreise, Krankheit – irgendetwas, das einen aus dem gewohnten Trott herausreißt. Das passiert. Geht schon in Ordnung.
Und manchmal erkennt man einfach, das Bloggen und man selbst nicht zusammenpassen. Löschen oder archivieren?
Du hast ein Recht auf Scheitern. Was am Ende bleibt, ist Erleichterung.
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