Nicht jeder schreibt gern direkt ins Blog. Mir persönlich reicht das. So entstand auch dieser Text. Doch das Blog als Arbeitsumgebung ist nicht immer ideal. Mancher wünscht sich eine spezielle online Textverarbeitung für Texte aller Art.
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Nicht zuletzt deshalb besitzt der Editor unter Wordpress eine Option zum ablenkungsfreien Schreiben. Die Bezeichnung „Distraction free“ ist ein Zauberwort unserer Tage und stellt reibungsloses Texten in Aussicht. Man wendet sich damit an den nervösen Bewohner des 21. Jahrhunderts, der einen gefüllten Monitor nicht ertragen kann, ohne seine Aufmerksamkeit zwischen diesem und jenem aufzuteilen.
Für die folgenden Tools braucht ihr nichts weiter als euren besten Browser.
Siehe auch:
- Nützliche online Hilfen für Autoren
- Wie du eine überzeugende Bio für Blogs oder Profile schreibst
- Wie du besser schreiben kannst – Praktische Tipps für dein Blog
Mancher mag insgeheim noch die Schreibmaschine vermissen, während ein anderer sich nie von Microsoft Word (aufgeblasen und überladen) lösen konnte. Man schimpft darüber, aber schafft es nicht, damit aufzuhören. Da bekommt das Wort Hassliebe noch einmal eine neue Bedeutung. Besser schreiben kann man übrigens auch mit Wordpress, dafür gibt es Plugins.
Schreibtools sollten nicht um ihrer selbst Willen mit Funktionen ausgestattet sein und vor allem nicht der Arbeit im Wege stehen. Man könnte sich von ihnen befreien und einige der leichtgewichtigen Alternativen probieren, die das Netz bereit hält.
Wer mit geeigneten Werkzeugen online aktiv ist, kann optimal mit Tablet, Smartphone und Desktop jonglieren. Die Synchronisation erfolgt automatisch. Ein weiterer Vorteil, von dem nicht alle unten vorgestellten Tools Gebrauch machen, ist die Möglichkeit zur Teamarbeit. Ähnlich wie man es zum Beispiel von den Google Docs kennt, sieht man sofort, wer Zugriff hat und kann den anderen live bei der Arbeit zuschauen – sofern man selbst nichts zu tun hat …
Inhaltsverzeichnis
Online Textverarbeitung: Die Liste der Schreibtools
Online Tools erfordern keinen Download, meistens aber eine Registrierung. Soweit nicht anders angegeben, ist Englisch die Sprache der Tools. Das ist in den meisten Fällen auch nicht weiter störend, da sich alle minimalistisch und zurückhaltend präsentieren. Man muss sich hier eben nicht durch umfangreiche Menüs und Anleitungen quälen. Erst bei komplexeren Anwendungen wie DBook oder PenFlip kann die Sprache der Dienste zum Problem werden.
Calmly Writer
gratis
Ein leeres, weißes Browserfenster, das ist Calmly. Und genau das ist die Idee. Das Konzept nennt sich ablenkungsfreies Schreiben. Hier sehr ihr es in Reinkultur. Ist der Text fertig, kann man ihn als XHTML-Datei speichern oder ihn einfach rauskopieren und dort einfügen, wo man ihn braucht. Ganz gewesen ist es das natürlich noch nicht, der Calmly Writer kennt Formatierungen, diese offenbaren sich, sobald die rechte Maustaste zum Einsatz kommt.
Die Symbole dürften einem Blogger durchaus bekannt vorkommen. Es handelt sich um die verschiedenen Überschriften H1 bis H3, fett, kursiv, Hyperlink, Zitat sowie die beiden Listentypen (Bullets und Zahlen).
Writer
gratis / Pro Version 5 Dollar im Monat oder 99 Dollar für ein ganzes Leben
Einer der Vorteile der online Tools wie Writer ist, dass man sich nicht mehr ums Speichern kümmern muss. Das erledigt sich automatisch im Hintergrund. Writer serviert einen schwarzen Hintergrund mit gurkengrüner Schrift. Ob das angenehm ist? Einige Menschen müssen dieser Meinung sein. Das sieht dann so aus:
Eine Iconleiste wie ein Hungerhaken lungert am unteren Bildschirmrand herum. Funktionen sind das Exportieren, PDF Export, Download (im TXT Format), Drucken, Vorschau, Hilfe. Geübte verwenden zum Formatieren ihrer Texte die Auszeichnungssprache Markdown.
Wie ernsthaft Writer an die Sache herangeht, wird einem spätestens gewahr, wenn man die Features der Pro Version in Augenschein nimmt. Man kann unter anderem eBooks und Ordner anlegen oder Statistiken einsehen.
Write App
War eine zeitlang nicht mehr verfügbar. Immerhin habe ich es noch geschafft einen Screenshot anzufertigen, bevor der Dienst verstarb. Das Beispiel macht deutlich, dass man sich auf online Tools nicht immer verlassen kann. Inzwischen (04/2016) ist die App aber wieder da. Ich bin mir nur nicht sicher, was der Entwickler genau bezweckt.
Ilys
Test mit bis zu 3000 Wörtern danach 10,08 Dollar pro Monat
Dieser Vertreter seiner Zunft will seine Autoren erziehen. Zu deren Allerbesten versteht sich. Ilys erlaubt keine Änderungen, kein Zurück, kein Formatieren, nichts – bis das vorgegebene Ziel (=Wortzahl) erreicht ist. Der Sinn, wie könnte es anders sein: Der Schreibende soll sich ganz auf den Text konzentrieren, sich vollständig dem Vorgang des Schreibens hingeben und an nichts anderes mehr denken müssen. Wer Probleme mit Schreibblockaden hat, sollte sich das näher ansehen.
Der Text erscheint bei Eingabe buchstabenweise auf dem Bildschirm. Mehr sieht man nicht. Mir machte das keinen besonderen Spaß, der Sinn der Übung ist aber zu erkennen. Lass es fließen und hole den Text aus dir heraus. Die Riesenlettern sollen die Konzentration befördern.

Google Docs
gratis
Googles Software dürfte jeder kennen. Ich erwähne es der Vollständigkeit halber. Wer möchte, bekommt hier eine komplette online Textverarbeitung ins Haus. Und das sogar in deutscher Sprache.
BlankPage
ab 5 Dollar pro Woche
Auch Blank Page verspricht Schreiben ohne Ablenkung. Leider hält man es nicht für nötig, einen Test oder wenigstens eine Demo anzubieten. Die Preise sind auch nicht ohne. Den Dienst gibt es inzwischen wohl nicht mehr.
Dbook
gratis bis 3 Projekte / ab 9,99 Dollar pro Monat
In der Welt von DBook heißen Dokumente POCs. Hier geht es weniger um den schreibwütig Daheim sitzenden Blogger oder Autoren in elfenbeinernen Türmen, sondern um Teams, die gemeinschaftlich an Projekten werkeln wollen. DBook eignet sich für größere Dokumente und glänzt mit übersichtlicher Strukturierung, indem der Content in Einzelteile zerlegt und separat behandelt wird. Zudem sind die Dokumente hier verschlüsselt.
Penflip
gratis / bis 25 Dollar im Monat für Teams
In dieselbe Kerbe schlägt Penflip und wendet sich ebenfalls bevorzugt an Gruppen. Im Zentrum steht auch hier ein zurückgenommener Markdown-Editor. Die Ergebnisse können als ePUB, HTML, PDF und in weiteren Formaten gespeichert werden. Penflip kann sogar das Blog ersetzen, zumindest in Ansätzen. Eigene Texte können unter einer URL verfügbar gemacht werden. Besondere Features: Revisionen, Kommentare im Dokument, Kontrolle über die Änderungen anderer, Diskussionen direkt im Dokument.
Penflip ist noch am ehesten eine vollwertige Textverarbeitung. Das erfordert Platz, denn responsive ist das alles leider nicht, das heißt die Website passt sich nicht an verschiedene Ausgabegeräte an. Ein ausreichend großer Monitor ist nötig.
Typewrite
gratis
Weniger geht kaum. Typewrite bietet eine fast gänzlich kahle Arbeitsoberfläche. Mehrere Personen können gleichzeitig an einem Text arbeiten. Textformatierungen (wie üblich in Markdown), Versionen, sowie alle weiteren Optionen wie das Einfügen von Bildern, Links, Zitaten verstecken sie unter einem Button an der rechten Seite. Formatierungen können auch via Shortcut bestimmt werden.

StackEdit
gratis
Stackedit bezeichnet sich selbst als einen Markdown Editor im Browser. Dokumente werden im Browser gespeichert und sind so auch lokal verfügbar. Das Angebot an Menüs und Icons ist vergleichsweise großzügig (siehe Abbildung). Texte können mit Kommentaren versehen werden. Sogar ein Undo gibt es.

Dillinger
gratis
Ist dem oben beschriebenen Stack Edit ähnlich. Es handelt sich ebenfalls um einen online Markdown Editor, der zwei Fenster besitzt. Links befindet sich das Arbeitsfenster mit Markdown, rechts das Ergebnis in HTML 5. Es gibt eine Verbindung zu Dropbox, One Drive, Google Drive und Github. Ein Export ist unter anderem als PDF möglich.
Draft
gratis
Neben ablenkungsfreiem Schreiben, das im Mittelpunkt steht, bietet Draft das typische Markdown sogar in einem Menü an – auch die Tastatur kann eingesetzt werden. Exportiert wird auf Wunsch nach TXT, DOC, HTML, Google Docs oder PDF. Links zu einem Dokument können weitergegeben werden, so dass jeder darin arbeiten kann.
Draft kennt eine Reihe weiterer Funktionen, ich kratze hier nur an der Oberfläche. Als da wäre der Versionenvergleich. Oder der Hemingway Modus. Angeblich stammt vom US-Schriftsteller der Ausspruch „Schreibe betrunken und bearbeite es nüchtern.“ Das Tool erlaubt in diesem Modus kein Löschen und damit keine Korrekturen während des Schaffensprozesses. Das sollte ich nachher bei einigen Glas Whisky einmal austesten.
Draft soll sich auch mit Wordpress, Tumblr, Mailchimp, Evernote, Google Drive und Dropbox verbinden können. Begegnet ist mir das beim Ausprobieren allerdings nicht.
Onword
gratis
Hier geht es mal so richtig simpel zur Sache. Anmelden kann und soll man sich via Twitter. Anschließend beginnt man zu schreiben. Es gibt keinerlei Formatierungen. Es gibt nur Text. Und nichts anderes. Ein Dokument lässt sich speichern, unter einer eigenen URL anschauen und editieren. Wenn ich nichts übersehen habe, war es das. So kann man ablenkungsfrei auch verstehen. Dieser Dienst ist nichts für Autoren längerer Stücke.
ZenPen
gratis
Und noch ein maximal minimaler online Editor. Zuerst wird die Bühne gefegt, sprich die Begrüßung gelöscht. Dann kann es losgehen. ZenPen erlaubt fetten und kursiven Text, das Einfügen von Links, sowie die Kennzeichnung als Zitat. Außerdem kann man sich eine Anzahl von Worten und Zeichen als zu erreichendes Pensum setzen. Gespeichert werden HTML, Markdown und TXT. Ach, und es gibt den app-liken Vollbildmodus. Schwarz muss der Hintergrund übrigens nicht sein, man kann die Farben umkehren.
Den preislichen Rahmen komplett sprengt Marquee, das Werkzeug für Storyteller in Agenturen. Ab 500 Dollar pro Monat startet die Show.
Nicht ausprobiert habe ich Novlr für Romanautoren und Smashdocs, ein Spezialist für gemeinsames Schreiben – zum Beispiel für Autoren im Verbund mit Lektoren oder Korrektoren.
Wordpress Plugins
Etwas völlig anderes, aber in diesem Zusammenhang auch interessant. Poetica ist war eine Erweiterung für Wordpress, die Autoren das gleichzeitige Arbeiten an einem Posting ermöglicht. Normalerweise wird genau das aktiv von Wordpress unterbunden. Aus guten Gründen. Poetica kann auch außerhalb von Wordpress verwendet werden. Die Entwicklung des Plugins wurde nach einer Übernahme durch den Verlag Condé Nast eingestellt.
Ebenfalls für Wordpress entwickelt wurde das Premium Plugin Editus als Ersatz für den Standard Online Editor. Man verfolgt einen mehr intuitiven Ansatz.
Der letzte Klick
Wenn ihr Spaß am Experimentieren haben wollt, dann probiert doch mal Telescopictext aus. Das bedeutet, Textverarbeitung nach Art eines Teleskopstocks, der immer länger wird, je weiter man ihn auszieht.
Schreib- und Autorensoftware zum Download
- Drama Queen
Geschichten nicht nur schreiben und formatieren, sondern auch entwickeln, visualisieren und analysieren. - Keep Writing
Eine Art Schreibmaschinensimulation. Der Clou daran, man kann nichts löschen. Ging ja damals auch nicht. Und das hat seinen Sinn. Englisch. Windows. - Knovelty
Deutschsprachiges Programm für Romanautoren. Es kostet 10 Euro. Testversion. Java erforderlich. - Libre Office | Open Office
Die Klassiker der Open-Source Bewegung sind immer kostenlos. - Ommwriter
Unterstützt mittels visueller und akustischer Impulse die Konzentration. Englisch. PSX / Windows / iPad. - Papyrus
Umfangreiches Programm aus Deutschland speziell für Schriftsteller und Autoren. Deutsch. Benutze ich selbst. Es ist nicht billig, aber genial. Mehr dazu im Beitrag über die Rechtschreibprüfung - Patchwork
Spezialprogramm für Belletristik- und Drehbuchautoren - Q10
- Scrivener
Ein verbreitetes Spezialprogramm. Win & Mac. Englisch. 40 Dollar.
- Snowflake Pro
- Texts
- Zenwriter
Minimalistisches Windowsprogramm. Englisch. - WriteMonkey
Windowsprogramm mit minimalistischem Schreibmaschinenlook. Englisch. Gratis. Kompatibel mit Firefox. Verschiedene Sprachen. - Ulysses for iPad (auch für Mac)
Modernes Schreiben auf dem Tablet. Alternativ gibt es oder Writingkit. Alle Apps nur in englischer Sprache. - YWriter (PC)
Oder seid ihr interessiert an einer App für das iPhone? Hier ist eine Megaliste: Welcome to iTextEditors
Welches Schreibprogramm ist das richtige für mich?
- So finden Sie als Autor Ihre Textverarbeitung
- Bücher schreiben mit Sublime Text und Markdown
- Die große Übersicht – Software für Schriftsteller, Autoren und Drehbuchschreiber
Stephan Lamprecht gibt einen guten Überblick. - Nie mehr Ideenmangel durch mobile Notizen
Dieser Beitrag ist Teilnehmer der Blogparade Deine Top Online Tools der Zielbar.