Kein Blog ist für die Ewigkeit – schon klar. Aber ein paar Jahre aber dürfen es schon sein. Schließlich fließen vom ersten Tag an Arbeitskraft und Ideen ins Blog. Trotzdem sieht man viele verschwinden, bevor sie sich durchsetzen konnten.
Anstelle eines Jubliläumsbeitrages …
Conterest gibt es nun seit zwei Jahren. Das ist exakt der Zeitraum, den ich mir beim Start als Aufbauphase gedacht hatte. Solange würde es dauern, das neue Blog zu etablieren, bekannt zu machen, mit Leben zu füllen und stark genug zu machen, dass es nicht gleich wieder in Vergessenheit gerät, wenn ich drei Wochen etwas anderes zu tun habe. Ich denke, das hat ganz gut funktioniert und der Zeitraum hat auch gepasst.
Auch wenn nicht alle Ziele erreicht wurden in Sachen Traffic oder Engagement. So hätte ich mir mehr Leser für den Newsletter und echte Diskussionen in den Kommentaren gewünscht.
Ja, und schneller wäre mir auch lieber gewesen. Ich wusste aber auch, dass ich Auszeiten brauchen würde, es Rückschläge geben könnte, dass mit Phasen zu rechnen sein würde, aus denen einfach die Luft raus wäre, dass andere Dinge kurzzeitig wichtig werden könnten. Dennoch habe ich in diesen 24 Monaten nicht nur viele Blogs kennengelernt, sondern auch einige davon wieder gehen sehen. Blogs, die so hoffnungsfroh wie mein eigenes begannen und denen auf der Strecke die Puste ausging. Darüber habe ich mir Gedanken gemacht.
Gründe, aus denen man aufgibt 😰
Diese Gründe haben nichts mit dem Blog an sich zu tun, sie sind vielfältig und weitreichend. Wer betroffen ist, hat Wichtigeres zu tun als zu Bloggen oder sich im Internet zur Schau zu stellen.
- Beziehungsprobleme, Partnerwechsel
- Nachwuchs
- Umzug in ein neues Umfeld
- Geldsorgen
- Schwierigkeiten im Beruf
- Jobwechsel
- Chronische gesundheitliche Probleme
- Sucht
- Schicksalsschlag
- Pflegefall in der Familie
- Erbschaft
All das reicht jeweils, um das Leben einen neuen Weg nehmen zu lassen. Das Blog passt dann plötzlich nicht mehr. Es wird auf Eis gelegt oder hingemeuchelt. Es sei denn man kann die Ereignisse im Leben irgendwie ins Blog integrieren, es sogar dafür nutzen.
Echt mal: Bloggen ist voll die Arbeit 👔
Genau. Manch einem ist nämlich das eigene Blog schlichtweg zu viel an Arbeit. Schneeflocken und Instablogger sind schnell überfordert. Es ist eben etwas anderes ein paar Fotos hochzuladen mit ein bisschen Text und einem Haufen Hashtags auszupolstern, als ein komplettes Blog langfristig zu schreiben und zu pflegen.
Mitunter ist es auch ein Segen. Schonungslos erfährt man durch die Praxis, dass es eben doch nicht das Richtige ist und man besser die Finger vom Bloggen lässt oder etwas völlig anderes macht.
Im Grunde weiß jeder, der damit anfängt, dass es länger dauert so ein Projekt aufzubauen. Aber Theorie und Praxis sind auch hier verschiedene Dinge. Zu wissen, reicht nicht aus. Man muss in den Eingeweiden spüren können, was da auf einen zukommt. Und eine belastbare Vorstellung von Zeiträumen haben.
Blogaufbau braucht Zeit. Es sei denn du hast einen Sack voller hilfreicher Beziehungen, einen noch größeren mit Geld für Werbung und brummende Social Media Kanäle oder ein schon bestehendes trafficstarkes Blog oder Magazin. Dann gehst du steil auf Hundert. Aber nicht, wenn du bei null anfängst, dann solltest du besser nicht gegen die Zeit arbeiten, sondern sie zu deinem Vorteil nutzen.
Wer nur sporadisch etwas macht, lässt bald abreißen und das war es dann auch meist. Eine gewisse Schlagzahl brauchst du, sonst wird das nichts. Traurig, aber wahr: Nicht jeder Post bekommt, was er verdient
Einer der übelsten Killer ist die Perfektion. Wer auf diese Schiene kommt hat einen schweren Stand. Wahre Perfektion ist kaum zu erreichen, da kannst du dich noch so sehr abstrampeln. Wer es dennoch versucht, erntet schnell Frust. Und schon ist das gesamte Projekt in Gefahr.
Steherqualitäten entwickeln 🏇
Gibt es Naturtalente unter Bloggern? Keine Ahnung. Falls das der Fall ist, bin ich mir sicher, dass diese Gabe nicht genügt. Selbst voller Einsatz reicht nicht, wenn man ihn nicht langfristig durchhalten kann. Und das muss man erstmal schaffen.
Wer sich selbst zu hohe Hürden hinstellt, der fliegt beim Versuch, sie zu überwinden unweigerlich auf die Schnauze. Also nicht zu viel vornehmen in einem zu schmalen Zeitfenster – etwa jeden Tag ein 1000 Wörter Posting, 500 Follower in einem Monat … Es darf ambitioniert sein, aber eben nicht zu sehr. Du musst es auch schaffen können, sonst ist es sinnlos. Wer sich zu viel vornimmt, entmutigt sich am Ende immer selbst.
Das schöne an einem Blog ist ja gerade, dass es sich langsam aufbaut. Das kann jeder nach seinem eigenen Rhythmus machen. Man startet eben nicht von Anfang an fix und fertig und bei 100%, sondern bloggt und schreibt sich hoch. Satz um Satz. Posting um Posting. Oder Stein um Stein, wie beim Häuslebau. Das Ganze entwickelt sich. Dann kommen Routine und Eigendynamiken hinzu.
9 Tipps zur Langzeitmotivation ⏰
- Ich sehe das Blog als lebenden Organismus. Der braucht nicht nur Zeit, um sich zu entwickeln. Er muss sich auch verändern können. Das lässt sich schlecht planen. Oft geschieht das von allein. Das Blog schlägt ohne besonderen Anlass eine neue Richtung ein. Zulassen, wenn das passiert! Nicht an einem vorher gefassten Uraltplan festhalten.
- Ab und an ist eine Infusion nötig. Also etwas Energie von Ausserhalb. Du könntest es mit einem Coblogger versuchen oder dich einigen Challenges stellen. Dir eine neue Agenda setzen. Ein Randthema in den Fokus rücken. Kleine Muntermacher, die eine Weile vorhalten.
- Andere schwören auf Rituale und feste Zeiten. Sind die erst einmal verwurzelt, fällt es leichter, den Kurs zu halten.
- Wieder Andere können nicht aufhören, weil sie ein Publikum haben, das sie nicht mehr missen wollen und das sie nicht mehr gehen lässt. Allerdings ist es schwierig, das kurzfristig zu schaffen.
- Du kannst dir bloggerische Ziele setzen. Kennzahlen, langfristige Termine oder persönliche Dinge, die du erreichen willst.
- Bleib wach und interessiert. Schau, was andere Blogger tun – aber nicht zu oft ;-)
- Nicht immer das Gleiche tun. Das Schlimmste wäre Langeweile zu verbreiten. Das geht gar nicht. Wenn du Leser langweiligen willst, dann schreibe ein Tagebuch und langweile dich selbst. Auch OK wäre ein Blog, dessen Thema Langeweile ist, aber es wäre selbst nicht langweilig. Das maximal langweiligste Blog der Welt zu schreiben, wäre ein … merkwürdiges Unterfangen. Wäre es wirklich sooo langweilig, würde das nicht das Blog schon wieder interessant machen?
- Dein Blog wartet auf dich. Es läuft nicht weg. Es ist geduldig. Es nimmt dir nichts übel, auch wenn du es eine Zeitlang nicht beachtet hast. Du kannst jederzeit zu ihm zurück. Dich in ihm austoben, ihm Liebe schenken.
- Als Blogger wünsche ich mir, immer eine Perspektive zu haben; stets etwas wohin ich mich entwickeln kann; Wege, die es noch zu gehen gilt; Dinge, die ich ausprobieren und kosten kann; Sätze, die ich noch nicht kenne, aber von denen ich weiß, das es sie gibt und ich sie irgendwann noch aufschreiben kann. Solange der letzte Satz nicht festgehalten ist, ist da immer noch Beute zu machen. Wieso? Weil mein Thema riesig ist. Es ist größer als ich.
Werkstattbericht 🔧
Im Beitragsbild verwende ich folgende Google Fonts: Francois One und Six Caps. Das Foto mit der Candybar fand ich bei Pixabay. Zeit fürs Ausdenken und Zusammentragen bis zur Veröffentlichung: 3:26h.
Sehr schöne Zusammenstellung. Und ich kann mich bzw. meine Gedanken darin wiedererkennen. Mein Blog hat über die letzten 10 Jahre Hochs und Tiefs gehabt. Dennoch bleibt das Archiv online und wird ergänzt, wenn ich Lust dazu habe. Auszeiten müssen und dürfen sein.
Und wenn es denn sein soll, darf ein Blog auch sterben. https://www.station9111.de/2016/03/11/auch-blogger-scheitern-na-und/
Das ist nicht schlimm. Schade wäre es nur um die bereits veröffentlichten und verlinkten Artikel.
Glückwunsch zum zweijährigen! ;) Ich blogge schon etwas länger, ich hatte einige Blogs, immer auf Hobby Niveau aber die Blogs, die für mich am erfolgreichsten waren, waren die Blogs, bei denen ich mich selber am meisten motivieren konnte. Und ich konnte mich immer am meisten motivieren, wenn ich für mich geschrieben habe. Ich habe nicht an potenzielle Leser gedacht, die man am Anfang eh kaum hat. Ich dachte mir immer: Was würde ich gerne lesen, was möchte ich in einem Text fassen, damit ich es später nochmal abrufen kann. So hatte ich immer Lust aufs Schreiben und als dann die ersten Kommentare, Likes und retweets eintrudelten, war das eine Bestätigung, dass andere auch an diesen Themen und wie ich sie behandle Interesse haben. Natürlich kommt eine Vernetzung und alles andere was du geschrieben hast dazu, aber nichts ist ermündender als 10 hervorragende Artikel abzufassen, die niemand liest. Dann lieber 10 durchschnittliche, von denen man selbst auch einen Mehrwert hat und sich nicht immer fragt, für wenn mach ich das eigentlich.
Und als zweites kommt die Vernetzung. Eigene Inhalte sind super, aber Links in den eigenen Artikel wecken durch Trackbacks die Aufmerksamkeit anderer Blogger. Ich meine explizit kein Linktausch oder Gefälligkeitslinks. Wenn es gut im Artikel und zum Thema passt, hat es einen Mehrwert für jeden. Nicht umsonst mag ich dein Blog auch ganz gern. Und nicht nur Links sondern auch Kommentare können hilfreich sein, grade bei thematisch nahen Blogs.
Sterben dürfen sie … Um Manches ist es auch gar nicht so schade. Völlig verlotterte Seiten braucht keiner. In dem Fall schafft Löschen Platz für neue Projekte ;-)
Danke Sorben!
Das zu schreiben, was man selbst gern lesen würde, scheint mir ein guter Ansatz zu sein.
Nur „durchschnittliche“ Artikel würde ich nicht schreiben wollen. Nicht mit Absicht jedenfalls. Da würde ich widersprechen. Selbst wenn ich wüsste, dass ganz sicher niemand lesen wird, würde ich versuchen, es so gut zu machen wie ich kann – und wie es die Umstände erlauben ;-)
Das mit dem Durchschnitt und dem Hervorragend meinte ich nicht nicht unbedingt qualitativ. Aber vielleicht ist das auch eine Sache, die vom Blogthema abhängt. Bei mir beispielsweise wären durchschnittliche Artikel Produktreviews, Spielberichte oder etwas ausführlichere News. Also das was häufig veröffentlicht wird. Hervorragende Beiträge sind Posts mit viel Hintergrund, die als Spielhilfe gedacht sind. Zum Beispiel: Drogen und ihre Verbreitung in den 20er Jahren.
Btw. Ich schreibe einen Rollenspielblog :)
Beides macht mir Spaß, beides ist qualitativ gut -mMn :)- aber für den einen Artikel brauche ich wenige Stunden, für den anderen mindestens eine Woche. Das meinte ich mit durchschnittlich und hervorragend, hätte das besser formulieren sollen. Ich würde mal sagen, dass 10% meiner Artikel einer derart langen Recherche bedurften und diese Artikel die wenigsten Klicks haben. Für mich ist das aber in Ordnung, weil ich diese Hintergründe auch selber brauche.
Ob es dementsprechend Themenblogs gibt, die ihre Beiträge ähnlich einteilen könnten, kann ich bei erneutem Nachdenken gar nicht beantworten.
Bestimmt kommt so ziemlich alles vor, was man sich nur denken kann. Der eine haut es förmlich aus den Gedanken in die Tasten – wie früher Robert Basic – der andere feilt recherchiert und feilt lange dran. Ich find es gut, wenn du dir so viel Mühe gibst. Das zeigt ja, dass es eine Bedeutung hat.
Ich habe hier einen Minutenzähler mitlaufen (läuft im verborgenen), damit ich selbst sehen kann, wie lange ich an einem Posting gewerkelt habe. Das steht manchmal auch unten im Werkstattbericht. Aber nicht immer. Da wundere ich mich manchmal selbst. Es ist genau wie du sagst vom Thema abhängig. Manche Sachen fordern einen mehr.