Man kennt das aus dem Leben. Da gibt es diesen einen Beitrag, der vielleicht gar nichts Besonderes ist und damals nur wenig Mühe gemacht hat. Der aber – Oh Wunder – Traffic, Backlinks oder Kommentare ohne Ende anzieht. Ein ganz billiges Ding. Aber erfolgreich. Wieso, weiß kein Mensch.
So kann das gehen. Aber was, wenn ich einen Powerpost machen wollte, sollte oder müsste? Wenn ich einen garantierten Treffer brauche, worauf würde ich setzen? Hier erfährst du mehr.
Schon klar, Garantien gibt es nicht. Das Scheitern ist Legion. Der Verlust ist der Lauf der Dinge, und so weiter … Wenn ich einen Topbeitrag schreiben wollte, dann würde ich versuchen, ihn möglichst beeindruckend zu machen. Ich würde versuchen, dich umzuhauen. Rein virtuell versteht sich.
Content ist die Grundlage eines Blogs. So weit bekannt. Ohne den besten Content bewegst du nicht viel. Warum sollten Besucher zu dir kommen, wenn du das anbietest, was die anderen Blogger auch haben oder sie sogar besser sind?
Über den Aufbau eines Posts habe ich schon in Diese 10 Punkte braucht ein perfekter Blog Artikel geschrieben. Schauen wir uns kurz an, was ein zündender Beitrag haben sollte. Einen Beitrag schreiben, das kann schließlich jeder. Doch ihn zu etwas Besonderen zu machen, das ist ein Handwerk für sich.
- Eine zündende Überschrift mit magischen Wörtern ist wie ein Angelhaken, er hält die Leute im Strom auf.
- Ein attraktives Beitragsbild. Heutzutage gehört zu jedem Beitrag mindestens ein Featured Image. Wenn du das nicht machst, wird es manchmal schwierig deinen Beitrag über Social Media zu verbreiten. Bei Pinterest beispielsweise geht es dann kaum noch. Dann hättest du Pech gehabt. Ein Featured Image ist ein Bild, das für Aufmerksamkeit sorgt. Es zeigt neben einem interessanten Motiv auch die Headline. Mindestens aber ist es ein schlichtes Stockfoto.
- Eine fesselnde Einleitung (auch Teaser oder Anreißer) macht die Leute neugierig und lässt sie klicken.
- Ein großartigerText, das versteht sich von selbst. Wie lang sollte der sein?
- Bilder und Grafiken. Was gibt es da alles?
- Der Content muss strukturiert werden. Das heißt, ihn in Blöcke aufteilen, Absätze schaffen, auflockern, Zwischenüberschriften, Zitate, Textauszeichnungen wie Fettschrift oder kursiv nutzen.
- Interne Links zu weiterführenden oder verwandten Beiträgen.
- Externe Links, mindestens einer sollte drin sein.
- Ein Fazit, eine Zusammenfassung muss nicht sein. Der Beitrag kann, sobald alles gesagt ist, auch nach unten hin ausgedünnt werden und mit ein paar Links enden.
- Die CTA, die Handlungsaufforderung. Sie wird gern empfohlen, ist aber oft wirkungslos und kann sogar stören, wenn man ihr und ihren Schwestern penetrant immer wieder begegnet.
Ziele auf lange Beiträge. Alles was kurz ist, kannst du auf der Facebookkippe deponieren – es sei denn du schreibst News. Lange Beiträge sind nicht automatisch gut oder besser, aber sie haben bessere Chancen als Kurzbeiträge oder Standards. Was ausführlich daherkommt, wirkt massiver und wichtiger, bietet mehr und hat den nötigen Punch. Dazu gleich mehr.
Aber Vorsicht, es ist keine Patentlösung. Wenn ein Post langweilig ist, dann ist das schlimm. Aber ein langweiliger Artikel, der auch noch lang ist, ist das größte Verbrechen.
Immer wieder Listen
Listenbeiträge (manchmal Listicle genannt) funktionieren zumeist besser als lange Abhandlungen, die wie Bücher daherkommen. Listenbeiträge sind aus Prinzip exzellent strukturiert und dabei übersichtlich. Das macht sie besser erfassbar und leichter konsumierbar.
Eine Liste, die 10 oder 50 Punkten in der Überschrift in Aussicht stellt, lässt sich für den Leser besser einschätzen. Man bekommt eine Ahnung davon, wie viel zu holen ist und wie viel Zeit man wohl investieren muss. Bei einem klassischen Text ist nicht abzusehen. Selbst ein Inhaltsverzeichnis wäre schon klobig und ausufernd lang – bei 50 oder gar 100 Einträgen.
Wenn etwas gut ist, dann bleiben Besucher und beschäftigen sich damit. Und je mehr Inhalt auf der Zielseite vorhanden ist, desto anhaltender tritt der Effekt auf. Bis zu einer gewissen Grenze. Allzu umfangreiche Listen, die ihre Spannung nicht halten, quälen den Leser. Und der wird sich das nicht lange bieten lassen.
Der Inhalt muss liefern, etwas zu bieten haben. Das versteht sicht. Vielleicht fallen dir nur 50 Punkte ein. Aber das reicht nicht. 50 kann jeder. Ich kann 50. Als Laie in fremden Nischen. Aber wenn du DER Blogger in deiner Nische sein willst, dann sollte da mehr kommen. Du musst mehr bieten, als die anderen. Du musst darüber hinaus kommen.
100 Punkte wären definitiv erstrebenswert. Wenn es irgend möglich ist, gehe darüber hinaus. Die 101 wären ein billiger Versuch. Ziele auf 120 oder mehr. Auch und gerade wenn dir das am Anfang völlig unmöglich erscheint. Das ist es ja gerade. Denn auch der Leser wird das denken.
„150 Punkte zu dem Thema? Das kann nicht sein.“
„Das schafft er nie.“
„Das will ich sehen!“
Verstehst du? Hier ist ein Beispiel: 100 Color Combinations von Janie Kliever. Janie stellt aus Bildern gewonnene Farbpaletten vor, was natürlich optisch reichlich etwas hermacht. Die Firma Canva macht auf diese Weise Inbound Marketing, heißt sie lockt so Interessenten für ihr Produkt an. Das Mittel dafür sind Artikel gigantischen Ausmaßes, denen man schlichtweg nicht widerstehen kann. Beim Lesen und Betrachten des verlinkten Artikels bin ich immer wieder ins Staunen geraten.
Ich dachte nach 20 Beispielen, jetzt fällt der Autorin gleich nichts mehr ein. Doch es kam anders. Nach 40 Beispielen wollte ich wetten, ab jetzt wird es langweilig. Aber nichts da. Es wurde noch besser. Und schließlich zauberte Janie noch ein paar richtige Knaller aus dem Bloggerhut. So geht Content! Immer noch einen draufsetzen.
OK, vielleicht gefällt dir der Beitrag nicht. Dann erzähle ich von etwas Eigenem. Ausgangspunkt für dieses Buch waren zwei Artikel in meinem Blog Conterest. Darunter der hier: Was deinem Blog Traffic bringt — Die lässige 100 Punkte Liste. Lässig ist dieser Listenbeitrag aber nur für den Leser. Ich habe über 17 Stunden daran herumgemacht.
Wird ein Beitrag zu lang, wird ihn kaum jemand am Stück schaffen. Die Leute müssten wiederkommen, was ebenso wünschenswert erscheint. Aber das spielt keine Rolle. Es geht darum, die Leser zu beeindrucken. Ihnen ein „Wow“ zu entlocken. Vielleicht stöhnen sie auch auf. Es geht um die Überraschung und um den Habenwollen-Effekt. Ein solcher Beitrag wird aufgehoben, gemerkt, gebookmarkt – früher hätte man ihn ausgedruckt. Außerdem steigt die Chance auf das Teilen via Social Media.
Bloggen braucht immer mehr Zeit. Nach einer Umfrage von Orbit Media (2017 mit 1377 teilnehmenden Bloggern) braucht ein Blogger durchschnittlich 3:20h für ein Post. Das ist 39% mehr Zeit als noch 2014.
Wie du es schaffst, lange Artikel zu schreiben
Wie schafft man so etwas? Erstens durch harte Arbeit. Da ist es raus. Das wolltest du nicht hören, oder? Aber so ist es nun einmal. Wenn du deine 50 Punkte Liste fertig hast, dann machst du einfach weiter. Ist wie beim Laufen oder Wandern.
Du kannst lange Strecken schaffen. Du kannst es, weil du weißt, dass es geht. Andere beweisen es jeden Tag, also kannst du auch. Aber es ist anstrengend. Verdammt anstrengend. Du musst über das Normalmaß hinausgehen.
Das funktioniert auf zweierlei Weise. Einmal indem du dir von vornherein mehr vornimmst. Also keine 50 sondern eine 65 Punkte Liste. Das Ziel ist größer, aber erscheint weiterhin machbar. Es wird länger dauern und sich erschöpfender anfühlen. So viel ist klar. Aber es ist noch im Bereich des Möglichen.
Nimm dir nicht die 100 als Ziel, denn das könnte dich entmutigen. Es sei denn, du machst es regelmäßig. Wenn du die 65 geschafft hast, das ist der zweite Punkt, dann hangele dich Stück für Stück vor. Immer bis zur nächsten Straßenbiegung, bis zum nächsten Punkt am Horizont. Das wäre die 75. Und wenn du das hingekriegt hast, machst du weiter bis zur 85.
So lässt sich ein Ziel erreichen, von dem man anfangs gedacht hatte, es sei unmöglich zu schaffen. Die Zeit musst du dir nehmen. Und immer das nächsten kleine Etappenziel im Auge behalten. So erreicht man Großes. Ein ebenfalls wichtiger Puinkt: Dein Thema muss die angestrebte Zahl der Punkte auch hergeben. Das ist oft nicht der Fall. Also vorher die Chancen abwägen.
Meine längst Liste hat übrigens 1001 Punkte. Kein Witz. Es heißt: 1001 Gründe warum es gut und richtig ist ein Blogger zu sein. Es hat eine Weile gedauert, das Monster zu füttern.
Aus Erfahrung kann dir sagen, dass die eigenen Möglichkeiten meist viel größer sind als man am Anfang denkt. Es gibt immer etwas zu entdecken. Und es gibt immer ein „mehr“. Allein durch das Machen kommt man immer wieder auf etwas Neues. Ob es auch für 75 oder 100 Listenpunkte reicht, sei dahingestellt.
Die gute Liste
Listen sind lesefreundlich, schnell abschätzbar und gut scannbar. Eine Menge Vorteile, die man nicht ignorieren sollte. Listen sind auch dann noch Listen, wenn keine Nummerierung verwendet wird oder sie nur aus Bildern oder Videos besteht. Das ist ebenso möglich wie Wortlisten oder ein langer Text, der in zahlreiche handliche Stücke aufgebrochen wurde.
Als Blogger brauchst du Fantasie. Du musst weiter denken als deine Leser es tun. Du bist ihr Horizont – jedenfalls solange sie Lesen. Durchdenke dein Thema von wirklich allen Seiten, nimm stets auch das Gegenteil an, nimm auseinander, kombiniere neu, schweife ab, brainstorme, lass alles zu; probiere, recherchiere bis dir das Thema zu den Ohren rauskommt. Eine gute Idee könnte auch die sogenannte Expertenrunde, das Roundup sein.
Quäl dich!
Strenge dich an, um neue Quellen zu entdecken. Lies ständig und sei viel unterwegs. Beziehe Fremdsprachen mit ein und besuche ab und an auch mal abseitige Nischen. Versuche, das Thema mit den Augen eines Anderen zu betrachten. Du wirst sehen, da geht immer noch etwas mehr. So kriegst du die Kurve zu wirklichem epischen Content.
Bist du ehrgeizig? Dann schau dir die besten Artikel der Kollegen oder der Konkurrenz an. Und dann schreibe einen eigenen Beitrag zum selben Thema. Setze alles daran, ihn noch besser und vollständiger als das Vorbild zu machen. Nichts übernehmen, sondern auf die vorhandene Basis noch eins draufsetzen. Achte auf Sorgfalt und Umfang.
Das klappt natürlich nicht immer, weil es nicht der Content allein ist, der zählt. Dein Konkurrent könnte stärker aufstellt sein, bessere Social Media Kanäle verfügen oder seinen Möglichkeiten haben – hat die besseren Backlinks bekommen. Aber natürlich könntest du dich auch darum kümmern. Die Umstände analysieren und versuchen ebenfalls diese Backlinks zu bekommen.
Langweilen lange Texte, weil Menschen Smartphones benutzen?
Die frühen Handys waren, was ihren Bildschirm betraf, ärgerlich unterentwickelt. Auf denen las garantiert niemand gern. Aber das gilt längst nicht mehr. Die Bildschirme der Mobilgeräte werden mit jeder Generation weiter aufgepumpt, parallel dazu nahm deren Auflösung zu.
Das bedeutet nicht nur, dass mehr auf dem Screen zu sehen ist, weil mehr raufpasst. Auch die Qualität verbessert sich mit zunehmender Pixelzahl. Stichwort Retina Display. Das gilt auch für Desktoprechner – auch wenn diese in ihrer Entwicklung hinterherhinken.
Nicht nur Grafiken sind detailreicher, auch der Text kommt brillanter rüber. Bald wird Geschriebenes ebenso gestochen scharf abgebildet werden wie in einem Buch oder einer Hochglanzbroschüre. Bessere Bildschirme kommen der Textgestaltung und damit dem Lesen entgegen.
Was immer man bisher gegen das Lesen auf Computerbildschirmen vorbringen konnte, bald gilt es nicht mehr. Das Lesen auf modernen Displays ist nicht mehr anstrengender als auf seinem Pendant aus Papier. Wer immer noch in diese Richtung argumentiert, hat die Entwicklung verschlafen. Oder kennst du selbstleuchtendes Papier, auf dem man die Größe der Buchstaben nach Gusto einstellen kann? Hätte ich gern.
Tatsache ist, Menschen lesen bereits Romane und Sachbücher auf eBook-Readern und Smartphones, und zwar immer mehr. Vor allem das Smartphone hat an Bedeutung gewonnen. Weil man es immer dabei hat, weil man sich daran gewöhnt hat und weil die Technik ständig verbessert wird. Romane bestehen ausschließlich aus Text, aus jeder Menge Text. Und wie dir jede begeisterte Leseratte versichern kann, je länger ein guter Roman ist, desto besser ist das.
Menschen lesen auch lange Blogstorys
Ich weiß das aus eigener Anschauung, weil es mir Leser geschrieben haben. Auf Conterest gibt es ein paar wirklich lange Stücke mit bis zu 60 Seiten Text. Das funktioniert. Auch wenn es nicht ideal ist. Man muss das alles ja nicht in einem Zug lesen. Und auch nicht auf einem Gerät. Selbst wenn man es könnte. Wofür hat das Internet den Bookmark und Dienste wie Pocket erfunden?
Auch wer sich an ein junges Publikum wendet, muss deswegen nicht reflexhaft zur sechs Sekunden GIF Animation oder zum Funvideo greifen. Auch Jugendliche lesen Bücher und Langtexte. Wenn man ihnen die Zeit dazu lässt. Blöd sind die nicht, mancher hält sie nur dafür. Thomas Knüver legt es in seinem – Überraschung – ebenfalls langen Artikel – detailliert dar. Er bezieht sich auf eine Umfrage auf Reddit (zu lesen im unteren Teil des Artikels).
Werkstattbericht 🔧
Im Beitragsbild verwende ich den Google Font Lato. Das Foto fand ich bei Pixabay. Die Arbeitszeit von der Idee bis zur Fertigstellung betrug 3:06h.
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