Wärest du ein noch unbekannter Musiker, würdest du dann Wohnzimmerkonzerte veranstalten? Wohl kaum. Stattdessen würdest du durch Clubs und Säle tingeln. So stellt man sich einem Publikum vor, so macht man auf sich aufmerksam. Und sei es als Vorgruppe.
Blogger machen das ganz ähnlich. Sie ziehen durch etablierte Blogs und Gastbloggen dort.
Als Gastblogger veröffentlichst du Artikel in fremden Blogs. Für diesen Anlass geschriebene Beiträge. Niemals etwas, das du bereits zuvor veröffentlicht hast. Ebenso wie in deinem Bloggereigenheim, gibst du dein Bestes. Gastbloggen ist eine Chance.
Gastbloggen ist ideal für den Start. Kann aber auch später noch lohnend betrieben werden, denn es ist zusätzlich auch Link- und Beziehungsaufbau. Das Schreiben solltest du solide beherrschen. Erfordert doppelte Arbeit, aber nur zeitweilig. Trafficchancen? Geht so, hängt von der Größe der Gastgeber ab. Erwarte nicht zuviel, oder lasse es die Masse machen.
Nach einer Umfrage von Orbit Media (2017 mit 1377 teilnehmenden Bloggern) ist Gastbloggen nach wie vor angesagt. Die Mehrheit der (internationalen) Blogger tut es gelegentlich.
Gastbloggen als Chance
Das Gastbloggen sollte nicht auf die leichte Schulter genommen oder als lästige Pflicht betrachtet werden. Es ist deine Gelegenheit wahrgenommen zu werden und neue Leser zu finden. Als Musiker auf Tournee dürftest du dich auch nicht mit ein paar angespielten Stücken begnügen. Das Publikum würde dich von der Bühne jagen. Du musst dein Bestes geben. Auftritt ist Auftritt.
Passe dich deinem Gastgeber an – zum Beispiel, was die Art und Größe von Abbildungen angeht, Textformatierung (fett, kursiv), die Art zu verlinken oder den Stil des Titels der Story. Aber bleibe deinem Schreibstil und deinen Themen treu.
Was denn, ich soll gratis bloggen?
Als Gastblogger bekommst du kein Honorar. Dafür erhältst du die Gelegenheit dich vor einem echten Publikum zu zeigen. Ein oder gar mehrer Links sind Teil des Deals und für dich unabdingbar. Infrage kommen alle Publikationen deiner Nische, die schon länger aktiv sind, bekannt und eingebunden sind und darüber hinaus über genug Traffic verfügen, um davon etwas abgeben zu können.
Ein Austausch mit Kollegen, die genau wie du am Anfang stehen oder bei denen nicht viel läuft, würde dir nicht genug einbringen. Gastbloggen ist kein Vergnügen, schließlich verschenkst du einige deiner besten Arbeiten, also sollte es sich auch für dich lohnen.
Vorsicht mit Links
Dein Gastbeitrag darf keine aufdringliche Werbung in eigener Sache enthalten. Das wäre peinlich und würde von den Lesern unter Protest oder mit Nichtachtung abgestraft werden. Wahrscheinlich kegelt sie dir der Gastgeber sowieso heraus. Gebe dich ebenso vorsichtig mit Verlinkungen in Richtung deines Blogs. Du kannst so etwas vorher vereinbaren. Aber dies sollte nicht der Hauptzweck des Gastbeitrages sein.
Es gibt die Autoren-Bio, die Vorstellung, vor oder nach dem Text, dort geht es nur um dich, dort ist der Link gut platziert. Dort ist möglicherweise auch Platz für einen Link zu deinem Twitteraccount.
Da wäre noch etwas, das solltest du unbedingt beherzigen. Setze ein oder zwei Links in deinem Artikel auf den Content deines Gastgebers. Er wird es zu schätzen wissen.
Unterstütze deinen Gastgeber
Indem du deinen Gastartikel promotest. Bringe deine Social Media Kanäle in Stellung, erzähle von deinem Werk, poste den Gastartikel als Teaser in deinem Blog. Es ist nicht deine Aufgabe ein viel größeres Blog mit Traffic zu versorgen. Dennoch hilfst du indirekt deinem eigenen Artikel und erfreust den Gastgeber.
Geeignete Blogs finden
Wie findest du heraus, welchen Traffic ein Blog hat? Exakte Zahlen wirst du nicht erfahren, Googlen kannst du sie auch nicht. Aber näherungsweise geht das. Nutze dazu eine Browsererweiterung des Dienstes SimilarWeb. Auf diese Weise bekommst du noch einiges mehr über Kollegen und Konkurrenz heraus.
- Firefox Addon
- Safari Extension
- Chrome Addon
Wo du auf keinen Fall publizieren solltest, das sind Blogs, die nur aus Gastbeiträgen zu bestehen scheinen. Falls dir so etwas begegnen sollte, halte Abstand. Gastbloggen aus SEO-Gründen ist uncool.
Gastbeiträge später zurückholen
Nach einigen Monaten veröffentlichst du sie auch in deinem Blog. Aber du bringst sie nicht auf die Startseite. Du kannst sie intern verlinken und wie jedes andere Posting behandeln. Hole dir die Erlaubnis dazu gleich zu Beginn vom Gastgeber.
Gastartikel kannst du auch in eBooks verarbeiten oder in andere Contentformen verwandeln. SEO-technisch hast du aller Wahrscheinlichkeit nach nichts davon, das soll auch nicht deine Absicht sein. Aber es ist deine Arbeit, vielleicht magst du sie bei dir zuhause haben.
Unterstütze deinen Gastgeber
Indem du deinen Gastartikel nach Erscheinen promotest. Bringe deine Social Media Kanäle in Stellung, erzähle von deinem Werk. Wenn es passt, poste den Gastartikel als Teaser in deinem Blog.
Es ist nicht deine Aufgabe ein deutlich größeres und bereits etabliertes Blog mit Traffic zu versorgen. Dennoch hilfst du indirekt deinem eigenen Artikel und erfreust den Gastgeber. Du schiebst mit an. Ob das viel oder wenig bringt, egal, du leistest deinen Teil und bist mit von der Partie.
Unterstützung gibst du im Übrigen auch, indem du die Kommentare der Leser beantwortest oder dich mit ihnen auseinandersetzt. Das sollte auch eine Weile nach der Erstveröffentlichung noch gelten. Deinem Ruf ist das nur förderlich.
Selbst Gastblogger einladen
Wenn du stark genug bist, kannst du die Perspektive wechseln und selbst das Gastbloggen in deiner Heimat zulassen. Die Vorteile liegen auf der Hand. Du bekommst Artikel gratis, Gastblogger geben sich Mühe und stellen sich gern den Lesern (anders als freie Autoren zum Beispiel). Allerdings musst du ein wenig Werbung hinnehmen.
Achte auf Qualität und gehe keine Kompromisse ein. Ein guter Gastartikel kann dein Themenspektrum erweitern und dein Blog verbessern, da wo du fachlich nicht mehr hinreichst. So fügst du deinem Blog Expertise hinzu, ohne monetär etwas aufwenden zu müssen. Das lohnt auch für deine Leser, die auf diese Weise willkommene Abwechslung genießen.
Respektiere deine Gäste und hilf mit deiner Erfahrung, ihre Texte besser zu machen. Mache das behutsam und niemals von oben herab. So profitieren deine Gäste gleich doppelt. Auch das wird sich herumsprechen.
Unterstütze deine Blogvertretung in jeder Weise. Sorge dafür, dass die Beiträge gelesen werden. Fordere deine Leser zu Feedback für diesen besonderen Gast auf. Nimm dir Zeit, deinen Gastblogger vorzustellen und ihn ins Gespräch zu bringen.
Ein schönes Beispiel kommt von Ilona, die all ihre Gastartikel und Kooperationen auf einer Seite übersichtlich zusammengestellt hat. Selbst Blogparaden werden genannt. So präsentiert man sich gern.
Es gibt Firmen und Agenturen, die wollen dich nur ausnutzen
Auch Firmen werden dir ihre Texte schmackhaft machen wollen. In den meisten Fällen solltest du das aber ablehnen. Denn es handelt sich in der Regel um nicht allzu hochwertige Texte aus der Marketingschmiede um die Ecke, deren Absichten offensichtlich sind. Nicht selten ist es Werbung aus der Abteilung Plump & Pump. Das braucht kein Blog. Wenn du dich trotzdem darauf einlassen willst, dann nimm Geld dafür. Wie viel erklärt dir Janneke in ihrem Blog. Du kannst es auch als ein Test nehmen, wie wichtig den Firmen dein Blog wirklich ist.
Sorge für Transparenz
Vielleicht lässt du die Welt auf deine Über-Mich-Seite wissen, ob und wenn ja welche Artikel du akzeptierst und welche Bedingungen du stellst – Beispiel Vamadu. Auch wenn Gastblogger grundsätzlich nicht für dich in Frage kommen, notiere das doch bitte. Du machst möglichen Interessenten die Sache damit einfacher und sparst dir die Mühe unnötige Absagen schreiben zu müssen.
Gratis Badges
Willst du, das Gäste bei dir schreiben, dann lass es die Welt wissen. Du könntest beispielsweise einen Hinweis in deine Sidebar schmuggeln. Hier habe ich ein paar Badges gebastelt. Wenn dir eines gefällt, kannst du es gern in deinem Blog verwenden (Rechtsklick + „Speichern unter“ oder mit der Maus auf den Desktop ziehen). Es sind Variationen von zwei Templates und allesamt transparente PNGs.
Und noch eine Idee: Liste doch bisherige Gastblogger in deiner Blogroll oder auf deiner Über-Mich-Seite auf – und verlinke sie dort und eventuell auf die gebloggten Beiträge. Ihre Dankbarkeit wird dich ewig verfolgen :-)
Richte deinen Gastbloggern einen eigenen Account ein. Lasse sich nicht unter dem Namen „Gastblogger“ auftreten. Das wäre respektlos und eine Herabstufung in die zweite Liga. Diese Mühe solltest du dir machen.
Urlaubsvertretung unter Bloggern
Ein Gastblogger könnte übrigens auch deine Urlaubsvertretung sein. Allzu lange werden es deine Leser ohne dich wahrscheinlich nicht aushalten. Eine Weile kann aber für beide Seiten erholsam sein. Warum nicht eine Vertretung engagieren? Vielleicht übernimmst du später im Gegenzug. Oder lässt auf diese Weise den Nachwuchs ran.
Auf dieselbe Weise könntest du einen abwechslungsreichen Adventskalender füllen oder dir eine Aktion überlegen. Wenn du die Arbeit nicht scheust.
Und noch eine Idee: Gastautoren können auch in einem Newsletter zum Einsatz kommen. Dort als Autor zu schreiben kann sich überaus lohnen, wenn die Leserzahl groß ist und ein Zipfel Werbung in eigener Sache erlaubt ist.
Die Erfahrungen anderer Blogger – Links zum Thema Gastbloggen
- Gastbeitrag schreiben: Tipps und Checkliste
- Interview: Anna Polinski über Gastblogger
Werkstattbericht 🔧
Im Beitragsbild verwende ich die folgenden Google Fonts: Viga und Catamaran. Das Konzertfoto fand ich bei Pixabay.
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