Echte Blogger interessieren sich für ihre Themen und ihre Leser. Egoblogger interessieren sich in wohliger Süffisanz vor allem für sich selbst. Das Bloggen ist für sie Selbstdarstellung und Arbeit. Doch ihre miesen Machenschaften erstrecken sich nicht auf das eigene Bog allein.
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Hier sind einige typische Handlungs- und Verhaltensweisen. Auch hier gilt, nimm nicht alles zu ernst …
Inhaltsverzeichnis
1 | Abschöpfen
Der Egoblogger kommentiert auf anderen Seiten, allerdings nur zu dem Zweck, Traffic für sein eigenes Blog abzuschöpfen. Werden seine Ergüsse nicht freigeschaltet, kann er rabiat werden. Die Inhalte anderer Blogs sind ihm scheißegal.
2 | Auswählen
Kommentare im eigenen Blog werden nur beantwortet, wenn sie sein Ego streicheln. Kommentatoren sollten sich deshalb mehr Mühe als sonst geben, um die richtigen Worte zu finden. Sollte er nicht gelobt werden, nimmt er das persönlich.
3 | Linkgeizen
Linkgeiz ist bei ihm Programm. Schließlich macht jeder Link, der nach draußen führt die Konkurrenz unnötig fetter. Er beschränkt sich deshalb auf die Wikipedia. Ausnahmen macht er nur, wenn diese seinen Zwecken dienen. Wer nicht mindestens dreimal zu ihm verlinkt hat, sollte sich jeder Hoffnung auf einen Backlink enthalten.
4 | Anschwärzen
Der Egoblogger hat kein Problem damit, andere anzuschwärzen. Das schwächt Konkurrenten und bringt Freude in den verbissenen Alltag. Gerüchte zu streuen ist eine Form von Aufmerksamkeit. Anlegen sollte man sich mit ihm besser nicht. Die Mutter seiner 17-jährigen Freundin ist Anwältin.
5 | Kopieren
Er schreibt nicht, was ihm in den Sinn kommt oder ihm auf dem Herzen liegt. So kann der erfolgsorientierte Egoblogger keinen maximal möglichen Erfolg einstreichen. Er geht raffinierter vor. Und analysiert er die Konkurrenz. Sein Geld investiert er in SEO Tools.
Jedes Blog hat seine 1 oder 2 Hits, die für einen bedeutenden Anteil des Traffics verantwortlich sind. Diese Posts versucht der Egoblogger nachzuahmen. Und wenn er das tut, dann setzt er alles daran, die Beiträge besser, ausführlicher und profunder als das Original zu machen – oder sie zumindest so aussehen zu lassen. Das betrifft vorallem die Präsentation. Denn Kleider machen Leute. Das gilt auch für Blogpostings.
6 | Betteln
Ein Egoblogger scheut sich nicht, andere Blogger direkt anzusprechen und um Links und Reviews zu betteln, zu bitten oder diese zu verlangen. Er weiß, was ihm zusteht.
7 | Wegducken
Egoblogger teilen aus. Aber nur versteckt, denn eine offene Konfrontation würde unnötig Zeit und Energie kosten, die man lohnender vor dem Spiegel Blog verbringen könnte.
8 | Selbstbewundern
Ein Großteil seiner Zeit fließt in die wichtigste Seite seines Blogs. Die About-Seite. Sie gehört auch zu den ausführlichsten und zu den am häufigsten aktualisierten Seiten. Friseur und Fotograf besucht der Egoblogger einmal die Woche.
9 | Einkaufen
Der typische Egoblogger wird alles tun, um gut dazustehen. Er wird Likes und Follower kaufen, wenn sich eine Gelegenheit dazu bietet. Er scheut sich nicht seinen großen Freundeskreis zum Kommentieren einzuladen. Backlinks tauscht man nicht einfach, so etwas wird verhandelt!
10 | Schweigen
Anfragen per Email beantwortet er nicht. Falls doch, wird er es öffentlich tun. Jeder soll seine Hilfsbereitschaft und Sachkenntnis bewundern, nicht nur der Briefeschreiber.
11 | Abvoten
Trifft der Egoblogger seim Surfen auf die Möglichkeit Beiträge oder Kommentare zu voten, wird er immer nur einen Stern vergeben oder auf Dislike klicken. Denn er weiß, wie wichtig es für Blogger ist, auf dem Teppich zu bleiben. Er will nur helfen.
12 | Anzapfen
Für ihn hat Social Media nichts mit Kommunikation zu tun. Die unerschöpflichen Trafficströme sieht er als natürliche Ressource, die es anzuzapfen gilt. Übertrieben reißerische Überschriften sind deshalb für ihn kein Problem. Erlaubt ist, was funktioniert. Jedenfalls solange es seinem und nicht den anderen Blogs zugutekommt. Das Kuratieren ist nicht seine Stärke.
13 | Erstrahlen
Seine Texte dienen ihm nicht dazu, Probleme zu lösen oder echte Hilfe zu leisten, sie sollen ihn selbst in einem möglichst hellen Licht erstrahlen lassen.
14 | Großmachen
Das Design ist dem Egoblogger überaus wichtig. Hier kann er sein Blog groß und wichtig erscheinen lassen. Strahlende Effekte sind bei ihm Programm. Er kauft seine Wordpress Themes deshalb bei Themeforest ein.
15 | Tatsachen verkörpern
Ein Datum braucht ein Egoblogger nicht. ER weiß, wann die Artikel geschrieben und publiziert wurden, das genügt. Die Leser sollten anerkennen, das es sich um feststehende Tatsachen und Wahrheiten handelt.
16 | Fettschreiben
Was ein veritabler Egoblogger ist, der hat einen Fetisch. Seiner ist die Fettschrift. Alles ist wichtig, weil er es schreibt. Das soll der Leser auch sehen. Alternativ geht auch mal kursiv oder eine Leerzeile nach jedem wichtigen Satz – also nach jedem Satz.
17 | Bessersein
Ein Egobloger ist niemals arrogant, er ist einfach nur besser. Der Egoblogger sieht sein Trachten nicht als Egoismus, sondern als Einsatz und gesunde Rivalität. Und wenn du ihm blöd kommst, vergiss nicht: Die Mutter seiner Freundin …
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Im Beitragsbild oben verwende ich folgenden Googlefont: Chau Philomene One. Das Foto fand ich bei Pixabay.