Wer etwas anfängt, hat immer dasselbe Problem. Niemand kennt einen, niemand will etwas von einem wissen, ja man hört nicht einmal zu, wenn man etwas sagt. Das ist ein von Grund auf misslicher Umstand, aber so laufen die Dinge nun einmal.
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Es ist ja nicht nur im Internet so. Es sei denn, man kann eine Menge Freunde mitbringen. Das könnte schon reichen. Aber gesetzt den Fall, du bist allein, was tust du?
Egal ob Blog, Pinterest Wand oder Website, was neu ist, ist wüst und leer. Die ersten Leser müssen wahlweise mit kleinen Geschenken bezirzt oder purer Gewalt herbeigezwungen werden. Meine neue Facebook Page hat weniger Leser, als den Mars Astronauten besucht haben. Aber Facebook ist ein Freund und verspricht mir Likes, wenn ich ihn dafür bezahle.
Twitter fühlt sich an wie ein Besuch in einem leeren Fußballstadion. Es ist niemand da. Man kann schreien, soviel man will, säuseln, flüstern, rufen. Auch eine Tüte mit Hashtags wird nicht helfen.
Plötzlich Twitter-Profi – 100 sofort umsetzbare Tipps aus der Praxis
Inhaltsverzeichnis
Am Anfang steht man immer allein
Wenn du ein blogbasiertes Geschäft aufbauen willst, so wie ich das hier tue, dann gehst du logischerweise zuerst ans Schreiben und zusammenzustellen, Content produzieren nennt man das – wenn wir den Prozess der Einrichtung des Blogs außer Acht lassen. Inhalte, von denen du weißt, dass niemand sie lesen wird, jedenfalls vorerst nicht.
Dein erster Gast wird ein Bot sein und wahrscheinlich von Google kommen. Der Zweite ist ein Referrer Spammer aus der Ukraine.
Ich kenne mich da aus, dies ist nicht mein erstes Internetprojekt. Nach jedem hoffentlich gelungenen Posting kommt derselbe Gedanke: Nun müssen die Besucher aber endlich herbeiströmen, denn besser kann ich es nicht mehr machen. Die Leute müssen doch sehen, dass ihnen Qualität gereicht wird, dass hier jemand etwas zu sagen und zu bieten hat, das sich der Besuch lohnt.
Aber genau das passiert nicht. Man dreht sich wie ein Fisch auf dem Trockenen. Starrt in die Analysesoftware wie in ein schwarzes Loch.
Abspringen, bevor es zu spät ist?
An dieser Stelle springt der erste Blogbetreiber vielleicht schon ab. Es kommen einem Zweifel, ob man wirklich richtig liegt, mit dem, was man tut. Taugt der Plan oder sollte man besser etwas anderes probieren, bevor man sich festrennt? An dieser Stelle ist es gut, sich vor Augen zu führen, dass diese Projektphase völlig normal ist.
Da muss jeder durch, sofern er nicht in der glücklichen Lage ist, seine Fan, Kunden, Freunde schon mitzubringen, sei es von einem anderen früheren Projekt oder aufgrund persönlicher Dispositionen. Es hilft auch nichts auf Eltern und Bekannte zu setzen, dieses Strohfeuer ist schnell erloschen. Und so geht es noch eine Weile weiter.
Die Welt scheint mich nicht zu brauchen. Stimmt, jedenfalls wartet sie nicht. Es passiert schon genug. Stell dir vor, du würdest am Rande eines Markplatzes einen winzigen Stand eröffnen mit Dingen, die niemand kennt oder mit Produkten, die alle anderen auch feilbieten. Was passiert? Man wird dich nicht beachten und achtlos an dir vorüber gehen.
Es ist nicht persönlich gemeint. Wenn du es drauf hast wie Aale-Dieter vom Hamburger Fischmarkt zu schreien, kriegst du den einen oder anderen an deinen Stand. Doch selbst dann muss die Ware überzeugen. Gut möglich, dass man selbst gleich nach dem Start noch nicht so weit ist. Fehler übersieht, die anderen schon dreimal auffallen und die man in einigen Monaten oder Jahren selbst sofort bemerken würde.
Aber auch nach dem nächsten Beitrag steigen die Abrufzahlen nicht. Google lässt sich Zeit, es dauert Monate bis von dort Besucher in nennenswerter Menge vorbeischauen, auch wenn Google die Seiten rasch indexiert. Und wenn sich dann doch ein Gast blicken lässt, dann ist er augenblicklich wieder fort oder sucht nach Dingen, die du beim besten Willen nicht vorrätig haben kannst.
Lauter kleine Missverständnisse. Eine neue Publikation braucht – wie ein neuer Mensch – Zeit, um ihren Platz in der Welt zu finden.
Schlimm und Schlimmer
Und wenn endlich etwas geschieht, dann ist die Sache nur von kurzer Dauer. Oder noch schlimmer. Da hat man einen Besucher und plötzlich hagelt es Kritik. Genau. Kritik. Ausgerechnet. Das ist, was man am allerwenigsten gebrauchen kann. Man wünscht sich doch Zuspruch, braucht ihn wie die Luft zum Atmen. Und es kommt kalte Kritik. Wegen eines Rechtschreibfehlers in der Einleitung möglicherweise oder aus weniger banalen Gründen.
Die Welt ist ungerecht und gemein. So ist das Geschäftsleben. Und das Internet sowie. Man muss damit umgehen. Am besten lernt man es früh, denn Kritik, auch Gemecker, wird es später noch zur Genüge geben.
Auch Katastrophen haben ihre Zeit.
Es könnte handfeste Rückschläge geben. Das ist noch besser. Nein, es ist furchtbar. Man könnte einen Datenverlust erleiden, der Domainname könnte plötzlich in andere Hände gekommen sein, der Webserver kaputt und man muss wieder von vorn anfangen. Man könnte gleich mit dem ersten fröhlichen Posting eine fette anwaltliche Abmahnung kassieren. Möglich wäre das, wenn auch nicht unbedingt wahrscheinlich. Auch Katastrophen haben ihre Zeit.
Wie macht man dann weiter? Man macht selbstverständlich unbeirrt weiter. Oder gar nicht. Rückschläge können auch nach einem Jahr, können zu jeder Zeit vorkommen. Rückschläge haben schon viele Menschen aus aufstrebenden Projekten gekegelt. Man mag sich gar nicht ausmalen, was alles passieren könnte. Man nennt es das Leben. Du hast ein Recht auf Scheitern.
Als ich mich 1997 selbstständig machte, um als Webdesigner in dem damals noch weitgehend unentdeckten Land Internet kreativ zu wirken, klappte erst mal gar nichts. Was ich vorbereitet hatte, zerschlug sich schnell. Annahmen erwiesen sich als falsch und die Sache zog sich. Ich habe täglich die Zahl der Tage berechnet, die ich mit meinen Ersparnissen noch würde durchhalten können. Aufgeben kam jedoch nicht infrage. Stattdesseen habe ich für mich selbst so getan als sei ich bereits ein Webdesigner mit Aufträgen.
Ich habe Demoprojekte realisiert und meine eigene Website und weitere Ideen umgesetzt. Auf diese Weise hatte ich nicht nur zu tun, ich konnte mich weiterentwickelt. Durchaus mit einem gewissen wirtschaftlichen Druck im Hintergrund, aber doch mit genügend Zeit ausgestattet, die ich mir frei einteilen konnte. Ich konnte lernen, etwas ausprobieren und bin so auf Lösungen gestoßen, die ich später gut einsetzen konnte. Dazu habe ich Erfahrungen gemacht und mein dürftiges Know-how auf eine solidere Basis gestellt. Später ist daraus ein handfestes online Business geworden.
Gesetzt den Fall man überlebt das alles und machen weiter. Nutze deine Zeit. Noch nicht entdeckt worden zu sein, hat auch Vorteile. Wirklich? Aber ja, solange keiner mitliest, kann man selbst noch probieren, umbauen, neues wagen. Solange der Ruhm sich noch nicht eingestellt hat und klein Publikum wartet ist man als Autor nicht festgelegt. Auf keinen Stil, auf kein Genre. Du könntest etwas völlig Neues machen und niemanden würde das stören.
Aber versuche das einmal als anerkannter Foodblogger und mute deinem Publikum eine spröde Abhandlung über Content Marketing zu. Das gibt einen Shitstorm, wetten? Und ist der sicherste Weg, um Leser und Reputation zu verlieren. Ein Publikum hat Erwartungen, die es erfüllt wissen will. Wer da nicht mitmacht, wird angefeindet. Du fängst nicht nur wieder bei Null an, jetzt hast du auch noch Leute gegen dich. Deshalb bleibt man bei seinen Leisten.
Nach dem Posting ist vor dem Posting
Und nach dem Buch ist vor dem Buch. Das meint nichts anderes, als das man am besten fährt, wenn man sich gleich auf den nächsten Beitrag stürzt, statt ungeduldig abzuwarten, wie sich die soeben freigegebene Arbeit in der Öffentlichkeit schlägt. Vielleicht gibt es Sofortreaktionen, die motivieren; aber vielleicht passiert das nicht und stattdessen schon wartet das nächste Loch, um einen aufzunehmen.
Für mich funktioniert es am besten wenn ich nach Veröffentlichung eines Beitrags den nächsten schon zur Hälfte fertig habe. So entsteht keine große Lücke, die ich erst wieder überwinden muss. Die Arbeiten finden also teilweise parallel statt. Man muss es ja nicht übertreiben, aber kann schon Material sammeln, während man noch mit etwas anderem beschäftigt ist.
Das muss nicht einmal die Konzentration stören, sondern kann als willkommende Abwechslung gesehen werden. Das wirkt sich natürlich nur aus wenn man es, wie ich hier, mit langen Beiträgen hält. Wer einen Kurztext nach dem anderen raushaut, braucht andere Techniken.
Warum dauert es, Reichweite aufzubauen?
Wenn jeder Erfolg hätte, müsste sich niemand mehr anstrengen und die Welt käme nicht voran, alle würden auf der faulen Haut liegen. Klingt gut, aber wer serviert dann die Getränke? Außerdem ist das langweilig. Die Welt hat es so eingerichtet, dass man sich strecken muss. Wer sich nicht bewegt, rostet ein. Wer nicht schreibt, vergisst die Wörter. Dazu gehört auf sich aufmerksam machen, sich Gehör verschaffen.
Vielleicht hat man auch Glück und alles geschieht wie im zarten Flug. Verlassen sollte man sich darauf jedoch nicht. Ein paar Jahre wird man schon investieren müssen. Wer das durchhält, all die Zeit über sein Bestes einbringt, der wird auch eine Ernte einfahren. Was nicht heißt, dass man sich jemals lange auf etwas wird ausruhen können.
Phasen im Leben eines Blogprojektes
- Vorbereitungen & Betrieb aufnehmen, Fehler beseitigen.
- In Gang kommen, lernen, optimieren.
- Sich vernetzen, seinen Platz in der Schar finden.
- Sich durchsetzen, an Bekanntheit gewinnen, Ruf aufbauen.
- Auf der Höhe des Erfolgs, respektabler Experte sein.
Erfolg mit Social Media
Mitunter scheint der Erfolg zum Greifen nahezuliegen. Zahlreiche Websites beschwören den Erfolg im Netz. Vor allem das englischsprachige Web ist angefüllt damit. Unzählige Experten machen Versprechungen und preisen ihre Rezepte an. Etwa so:
- Wie ich in nur 3 Monaten 1 Millionen Follower bei Pinterest bekam.
- Ihr Bestseller in 1o Schritten – garantiert.
- 6 einfache Wege seinen Blog Traffic sofort zu verdoppeln.
Viele dieser Beiträge enttäuschen letztlich. Die Ratschläge sind oft banal. Man wusste das alles schon selbst – jedenfalls im Prinzip. Ihre Funktion besteht also bestenfalls darin, dass sie uns anstupsen, wieder darauf aufmerksam machen, dass mehr geht. Ansonsten kommen mir die Autoren oft vor wie diese aufgeschraubt selbstbewussten Make-Money-Typen, die einem ein sicheres Rezept zum Reichtum versprechen, wenn man ihr Buch, ihre Kurse oder Schulungsunterlagen kauft.
Und wenn man die für teures Geld erstandenen Ratgeber liest, erfährt man wie man mit Büchern, Kursen und Schulungsunterlagen reich wird, sofern man es schafft, sie an den Mann/die Frau zu bringen. Der Käufer ist hier der Dumme. Er merkt es nicht, ist dem Autor sogar noch dankbar und hängt sich auch noch an den Zug ran und beschwatzt Leute, die ebenso unbedingt reich werden wollen. Die Sache ist, sie wollen es mit Tricks, Maschen und Methoden erreichen. Träume können teuer werden. Ich empfehle die Investition in beständige Arbeit.
So kann man es auch mit Social Media machen. Jedenfalls ist das mein dringender Verdacht. Tausend Pins bei Pinterest kriege ich am ehesten, indem ich darüber berichte, wie man sie am besten und am leichtesten bekommen kann. Das lenkt die Aufmerksamkeit der Leser darauf und zieht weitere Leute an, schließlich will jeder wissen, wie es geht.
Ich probiere das demnächst aus und lege mit Social Media Tipps los. Ich fürchte allerdings, eine nicht geringe Zahl von Lesern ist zum Gelingen des Plans Voraussetzung. Wir werden sehen.
Ich weiß, ich kriege es hin, weil ich es schon mal geschafft habe. Ich schreibe diesen Text auch, um mir selbst Mut zu machen. Und du schaffst das auch. So allein sind wir gar nicht. Wir sind viele.
Wenn es das erste Mal ist, stell dir doch vor, schon Erfolg zu haben. Das hilft. Dann benimm dich danach. Gönne dir etwas, zeige Selbstbewusstsein. Aber übertreibe es nicht. In diesem Sinne. Danke, dass du bis hierhin durchgehalten hast.