Kommentare sind ein oft beackertes Thema. Jeder will sie, aber nicht jeder will auch etwas dafür tun. Abwehrmaßnahmen gegen Spam oder Filtereinstellungen für Kommentare sind gut gemeint und bequem für den Blogger, aber oft schädlich und wenig hilfreich.
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Denn eine freie Kommentarkultur braucht freie Bahn.
Nicht selten aber stellen wir uns selbst ins Abseits, weil etwas im Blog nicht funktioniert, oder – schlimmer noch – Abwehrmaßnahmen gegen Spam oder Filtereinstellungen Kommentare nicht fördern, sondern sogar unmöglich machen.
Ich gebe es zu, mir ist das mehrfach passiert. Und wenn es bemerkt wird, ist es meist peinlich. Aber ist es wirklich so schlimm, mal was durchrutschen zu lassen? Man kann den Müll doch hinterher immer noch rausbringen.
Manchmal hat man so wenig Kommentare, dass man gar nicht bemerkt, wie sehr man sich in Restriktionen und in Zwänge hüllt und so aus lauter Sicherheitsstreben das Gegenteil erreicht. Man verhindert nicht nur den Spam, sondern erstickt auch jede Diskussion.
Inhaltsverzeichnis
Eines vorweg: Du hast Hausrecht
Auch wenn wir Kommentarspalten als öffentlichen Raum wahrnehmen, er ist keiner. Es befindet sich in privater Hand. In deinem Blog hast du das Hausrecht. Kannst löschen, zensieren, wegschneiden, kürzen oder verfälschen. Du kannst Verwarnungen aussprechen, Leute rauswerfen oder – ganz was hinterhältiges – Stealth Banning praktizieren. Das ist erst mal deine Sache. Aber da du in der Regel deine Leser brauchst, sonst wärest du ein niemand, wirst du in der Regel ein positives Verhältnis anstreben und nicht gleich zur zur Keule greifen.
Einig sind wir uns sicherlich darin, dass Spam gelöscht werden muss. Macht man das nicht, verlottert die Kommentarzone und kein wirklicher Mensch hat mehr Lust dort zu lesen, geschweige denn zu kommentieren. Eine Quittung von Google käme bei Versäumnissen noch on top.
Was ich auch nicht ausstehen kann, ist Werbung. Wer Kommentare missbraucht, um dort Werbung für Produkte zu machen, ist eine niedere Existenzform. Sehe ich das, lösche ich sofort. Da gibt es keine Verwarnung, keine Bearbeitung und kein Pardon.
Anders sieht die Sache aus, wenn Kritik kommt. Gegenwind, eine andere Meinung. Kann ja mal vorkommen, dass man auf dem falschen Dampfer unterwegs ist und unter falschen Voraussetzungen einfach Stuss schreibt. Dann ist es gut, wenn man Leser hat, die einem darauf aufmerksam machen. Sonst würde man so weitermachen, sich womöglich um Kopf und Kragen schreiben. Muss nicht sein. Auf die Leute hören kann gesünder sein.
Hast du ein Antispam-Plugin? Überprüfe die Einstellungen
Ich finde es besser, hinterher etwas zu löschen, als einen Kommentar einen Tag lang in der Moderationsröhre schmoren zu lassen. Das behindert jede mögliche Diskussion. Wozu soll das gut sein?
Ein Dialog zwischen Besuchern ist so gar nicht möglich. Niemand sieht etwas. Nur du. Aber du schaust ja nicht hin. Nur hin und wieder. Aber das reicht nicht. Halte die Dinge im Fluss.
Um das zu erreichen, müsstest du ständig nach neuen Kommentaren Ausschau halten. bzw dich benachrichtigen lassen. Dann müsstest du sofort in Aktion treten. Auf ein paar Minuten kommt es nicht an. Aber um wie viel einfacher wäre es, die Kommentare erst durchzuwinken – vollautomatisch versteht sich – und dann zu gucken, ob etwas aussortiert werden muss.
Wenn dich feindliche Kräfte erst mal im Visier haben, ich weiß ja nicht, worüber du bloggst, dann geht es nicht anders. Dann musst du strikt moderieren. Das ist am einfachsten, wenn man erst mal alles für sich behält und lediglich geprüfte Meinungen für die Leserschaft freigibt.
Nutze deine Optionen. Wenn du Wordpress verwendest, hast du die Wahl zwischen verschiedenen Einstellungen. Es lohnt sich, die Sache genauer zu betrachten.
Ich verzichte auf Häkchen, lasse mich aber gern benachrichtigen. Ein Antispam-Plugin habe ich nicht. Das geht seit geraumer Zeit gut. Wordpress hat noch zwei weitere Optionen: Du kannst Begriffe definieren, bei deren Erscheinen der Kommentar entweder in die Moderation rutscht oder in den Spamordner verschoben wird.
Eine Waffe wie das Plugin Antispam Bee verfügt über noch andere Kaliber. Man kann erkannten Spam automatisch löschen lassen. Der ist dann weg. Klingt sauber, kann aber in fatalen Kommunikationsproblemen enden. Fürchte dich davor, Kommentare ohne Prüfung in die Rundablage zu schicken.
Nicht immer alles in die Moderation schicken
Selbst Meinungsäußerungen bleiben aus oder werden, weil zeitversetzt, verhindert. Wenn du also gar nicht so viele Kommentare pro Tag erhältst, dann kannst du es riskieren, den einen oder anderen Spam durchrutschen zu lassen.
Selbstverständlich kontrollierst du regelmäßig und entfernst den Müll dann auch konsequent. Das ist weit besser, als aus lauter Angst umgekehrt vorzugehen. Selbst wenn ein paar Besucher einen Trollkommentar oder ein unappetitliches Stück Werbung bei dir entdecken, wird man dir das kaum anlasten. Schlimmstenfalls wagt ein Leser eine Erwiderung.
Auch Google hat kein Problem damit. Es sind Ausnahmen und die tauchen nur für eine begrenzte Zeit bei dir auf. Das muss ein Blog aushalten.
Captchas
Wer permanent beharkt wird, der muss sich wehren. Aber wenn du nicht gerade unter Dauerfeuer liegst, warum dann Leser belästigen? Je mehr du aufrüstest, desto wahrscheinlich wird es, das du weniger Kommentare erhältst. Bekommst du 100 pro Beitrag, dann ist es keine schlechte Idee, die Qualität zu erhöhen, indem du Hürden aufbaust. Das hält vorwitzige Leute ab, die blitzkriegartig nur mal schnell etwas absondern wollen.
Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, wenn du wenige Kommentare erhältst, so wie das hier bei Conterest der Fall ist, dann brauchst du die Hürden nicht. CAPTCHAS, Rechenaufgaben und Miniquizze wirken wie Stacheldraht. So entmutigst du deine Leser, die lieber in ihrer kuscheligen Komfortzone bleiben.
Löschen: Zwischen Notwehr und Zensur
Du hast Hausrecht. Es ist dein Blog! Nur bitte bitte, nutze es nicht über Gebühr aus. Wage mehr Laissez-faire. Ist es denn so schlimm, wenn mal etwas durchrutscht? Wenn ein unliebsamer Zeitgenosse, ein Stinkstiefel oder Troll es sich bei dir gemütlich gemacht hat. Du hast genug Zeit, um ihn rauszuwerfen oder zu korrigieren. Automatismen müssen nur in großen Publikationen sein.
Meinungen und Fakten dazu im Netz
- Wie sollte ein Blogger mit kritischen Blogkommentaren umgehen? – Andreas Meyhöfer
- Wie Kommunikationsprofis konstruktiv mit Kritikern, Querulanten, Pöblern umgehen – Kerstin Hoffmann
- Die Spreu vom Weizen trennen – über den differenzierten Umgang mit Kritik – Benjamin Brückner
- Hater – Christian Schnettelker
- Brandstiftung beginnt im Netz – Neue Handreichung zu Hate Speech im Netz – AAS
- Kritiker, Trolle und Hater in Blogs – Thomas Liedl
Marie-Theres Schindler weiß, warum sie als Bloggerin nicht erfolgreich sein wird: „Ein solch dickes Fell habe ich nicht, wahrscheinlich würde ich diese derbe Kritik irgendwann persönlich nehmen und depressiv werden“