Tafelsilber? Hat kein Mensch mehr, sagst du? Stimmt. Gab es aber früher. Damals kamen die Menschen am Sonntag bei Tisch zusammen. Sie trugen Sonntagskleider und aßen eine besondere Speise, den Sonntagsbraten. Und gegessen wurde unter Zuhilfenahme eines Bestecks aus Silber – sofern man sich ein solches leisten konnte.
Bürgerliche Bräuche, die es so wohl kaum noch in Europa gibt. Das Tafelsilber war nicht nur wertvoll, es hatte auch die hässliche Eigenschaft trauerschwarz anzulaufen. Schuld sind Schwefelverbindungen, die über die Speisen und die Luft an das Metall kommen. Deshalb musste der wertvolle Besitz regelmäßig gewienert und poliert werden.
Heute kennt man das Tafelsilber noch als Redensart. Es bezeichnet den wertvollsten Besitz, den man auch in der Not nicht leichtfertig veräußern darf.
Warum ich das erzähle? Du hast auch einen Schatz in deinem Blog. Er besteht nicht aus Silber, sondern aus Worten. Es ist der Content. Es sind die älteren Beiträge, die immer noch gut laufen. Manche sind jahrelang erfolgreich. Sie sind wichtige Stützen deines Blogs.
Eigentlich sind sie es, die den Charakter einer Publikation bestimmen. Um sie solltest du dich kümmern.
Der neueste Beitrag mag aktuell der wichtigste sein und deine Aufmerksamkeit beanspruchen. Das Inventar jedoch macht die Identität. Das sollte uns ausreichend Grund liefern, uns um unser Tafelsilber mit einer gesunden Portion Hingabe zu kümmern.
Du kannst mehr machen, als du denkst. Schließlich lernen aktive Menschen täglich dazu und werden im Lauf der Zeit immer besser. Ich idealisiere hier bisschen, um dir Mut zuzusprechen. Von diesem Zugewinn an Technik, Wissen und Fähigkeit können deine inhaltlichen Kostbarkeiten nur profitieren.
Bei einem kleinen oder vergleichsweise neuen Blog kann man sich ohne sich zu viel zuzumuten alles vornehmen – nach und nach versteht sich. Hat man viele Beiträge, konzentriert man sich auf das, was laut Statistik am besten geht, oder alternativ auf das, was man am liebsten mag. Auf die Schätze des Herzens sozusagen.
Auf diese Weise pflegst du deinen Content und machst du dein Blog besser, als es jemals war …
1 – Aktualisiere interne Verlinkungen
Dein Blog hat inhaltlich längst zugelegt, es gibt neue Beiträge, die besser zu einem alten Beitrag passen. Überlege dir, ob du die alten internen Links, so denn überhaupt welche vorhanden sind, nicht gegen aktuellere Verweise austauschen willst. Mit dieser Tat kannst du neuere Beiträge SEOmässig stärken. Dass du externe Links immer mal wieder checkst, setze ich voraus, das muss keiner erklären.
Apropos SEO. Auch da könnte sich die Ausgangslage verändert haben. Googles Updates zwingen Seitenbetreiber immer wieder zu Änderungen. Wenn SEO dir wichtig ist, prüfe deinen Blogcontent auch dahin gehend. Davon angesehen schätzt Google zuverlässig gepflegte Inhalte. Wenn du es richtig machst, kannst du im Ranking nach oben steigen.
2 – Modernisiere Fakten, Daten und Zahlen
Zahlen ändern sich. Die Anzahl der Weltbevölkerung oder der Schuldenstand Deutschlands nehmen jede Sekunde zu. Da kannst du nichts machen und wirst nie aktuelle Zahlen in den Seiten haben. In anderen Fällen geht das aber zumindest näherungsweise. Lasse deine Werte ein Update erfahren.
Sind Zahlen im Spiel, setze ich ein Datum hinzu – etwa so: (Stand 04/2018). Dann weiß ich selbst später, von wann meine Angaben sind. Der Leser muss sich nicht am Datum des Posts orientieren, sondern kann selbst abschätzen, wie frisch das Material noch ist. Manche Dinge ändern sich so schnell ja auch gar nicht.
3 – Bügele deine Zwischenüberschriften auf
Gute Zwischenüberschriften lassen die Leute Artikel, die sie sonst nur überfliegen würden tatsächlich lesen. Außerdem kann man auf diese Weise die Verweildauer erhöhen, was auch nicht ganz unwichtig ist. Ich habe einen kompletten Artikel darüber geschrieben. Wie du Besucher mit cleveren Zwischenüberschriften zum Lesen bringst
4 – Veredele deine Beitragsbilder
Die Chancen stehen nicht schlecht, dass sich dein Stil gewandelt und deine handwerklichen Fähigkeiten sich verbessert haben. Vielleicht sind sogar deine Ansprüche gestiegen. Oder du hast neue Tricks und Methoden für dich entdeckt. So kann es geschehen, dass die Bilder vergangener Tage ziemlich altbacken wirken. Ist der Effekt so heftig, dass er auffällt, wird es Zeit zu handeln und bessere Bilder zu kreieren.
5 – Ändere die CTA oder lösche sie
Am Ende jedes Artikels möchte man den Leser, der es bis hierher immerhin geschafft, zu einer Aktion zu bewegen. Was man erreichen möchte, ändert sich über Monate und Jahre. Gut möglich, dass alter Content hier einer Neuausrichtung bedarf. Was dir damals wichtig erschien, ist es heute vielleicht mitnichten mehr. Verwendet eine passende Call to Action (CTA). Aber nie mehr als eine. Und überall muss es wirklich nicht sein.
Ich bin inzwischen dazu übergegangen, die meisten davon wieder zu löschen. Wenn der Text nicht zum Kommentieren anregt, reißt die CTA es auch nicht mehr heraus. Das heißt aber nicht, dass CTAs mit anderem Zweck nicht funktionieren können.
6 – Merze Rechtschreibfehler im Blog Content aus
Hier darfst du gemein sein! Schreib- und Tippfehler zu verbessern gehört zum Offensichtlichen. Wer das nicht macht, hat rasch böse Kanten im Text. Feiere jeden gefundenen Fehler wie einen kleinen Sieg. Denn jede Korrektur, sei sie auch noch so klein, macht dein Blog besser. Vertipper sind virtuelles Unkraut und Unkraut muss weg.
7 – Prüfe den Kontext
Passt dein Content noch in die gewählte Kategorie oder gibt es inzwischen eine treffendere? Das gilt ebenso für die Tags, da sogar umso mehr. Vielleicht gibt es längst eine bessere Zuordnung für deinen Artikel.
Soll man etwas dazuschreiben, wenn einem zu einem alten Artikel noch etwas einfällt? Etwas, das man inzwischen gelernt oder erfahren hat? Warum nicht. Das habe ich auch auf dieser Seite schon mehrmals getan. Ich würde es aber nur in vorsichtigen Dosen angehen. Sollten dir viele Ideen kommen, schreib doch einen zweiten Teil zum Artikel und verlinke darin auf den ersten.
8 – Rüste nach
Benutzt du inzwischen eine Galerie, ein geiles Iconset oder ein cooles Feature wie etwa „Click to Tweet“, etwas das du damals noch nicht hattest? Dann rüste nach. Hebe den alten Beitrag auf den Stand eines brandneuen Helden der Startseite.
Manchmal muss man auch am Text feilen. Weil man besser geworden ist oder aus dem Abstand ungünstige Formulierungen und abgegriffene Phrasen erkennt. Laufe eine Kür. Eine Chance, die man nicht liegen lassen sollte.
9 – Bringe deinen Newsletter ins Spiel
Du versendest einen Newsletter, aber erwähnst ihn in deinen besten Beiträgen nicht? Das solltest du ändern. Vielleicht ist ja sogar Platz für eine Anmeldebox. Einen guten Link kriegst du bestimmt immer unter.
10 – Setze deinen Stil durch
Auch wenn du nie einen Styleguide hattest, so hast du doch Vorlieben und Regeln in deinem virtuellen Reich. Wie Texte formatiert werden zum Beispiel, ob du lange oder kurze Absätze machst, ob du kursive Schrift benutzt, ein Initial, eine bestimmte Phrase … Solche Vorlieben und Geschmäcker ändern sich über die Zeit. Achte bei den Urgesteinen darauf und passe diese soweit nötig an neue Gepflogenheiten an.
Mehr Pageviews bekommst du durch solche Kosmetik zwar nicht, aber erhältst das beruhigende Gefühl deinem Blog Gutes getan zu haben. Und irgendwie, davon bin ich überzeugt, spüren das auch deine Leser.
11 – Wie findest du heraus, welcher Blog Content länger nicht aktualisiert wurden?
Das ist gar nicht so einfach. Wenn du WordPress benutzt, kannst du beide Beiträge nur nach dem Datum der Erstellung sortieren, was dir für die hier gestellte Aufgabe leider nichts nützt. Glücklicherweise gibt es ein Plugin dafür. Es heißt Last Modified Timestamp. Damit wird die Sortierung bequem möglich. Jetzt musst du dir nur noch angewöhnen regelmässig nach den „Alten“ zu schauen.
Übrigens habe ich mit derselben Erweiterung auch das Datum der letzten Änderung auf meine „Posts“ hinzugefügt.
Extratipp unter Freunden
Wenn du richtig viel zu polieren hattest und eines deiner wertvollsten Postings aber mal so richtig schön scheint. Dann bringe es doch auf die Startseite zurück. Vergiss den Zusatz nicht „Ersetzt einen früheren Artikel“ oder etwas vergleichbares.
Wenn du nur ein bisschen von all dem umsetzt, wird sich dein bloggerisches Tafelsilber garantiert nicht dunkel verfärben. Stattdessen kann es seinen Zweck besser denn je erfüllen und in voller Pracht erstrahlen.
Das war nicht, was du gesucht hattest? Du willst deinen Altcontent nicht aufpolieren, sondern gleich komplett recyceln? Auch dazu habe ich etwas im Angebot: Content Recycling – Zeit & Geld sparen mit alten Inhalten
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