Wenn du dein online Leben nicht eines Tages verlieren willst, backe es up. Sichere deine Daten. Du hast es wahrscheinlich schon zu oft gehört. Wichtig bleibt es trotzdem.
Sichere die Daten deines Computers, Tablets, Handys und die deines Blogs. Erst recht und besonders wenn du etwas davon beruflich nutzt oder von diesen Daten abhängig bist. Mancher hat sein halbes Leben im Smartphone, aber keine Kopie davon.
Aber wie geht das eigentlich? Was ist mit den vielen Social Media Diensten, die du so häufig nutzt? Wo kriegt man für die ein Backup? Und wie bringt man seine Daten in Besitz?
Ein Backup ist eine Versicherung und Rückendeckung. Denn man weiß nie, was passieren kann. Man weiß nie, was mit Daten geschieht, die auf fremden Servern lagern – mitunter jahrelang. Sicher mögen sie sein, aber wer kann schon sagen, wem es wann einfällt aufzuräumen, alte Bestände über den Jordan zu schicken.
Neue Versionen, Updates und Relaunches haben schon so manchen Datensatz gekillt. Auch besteht die Möglichkeit gesperrt oder hinausgeworfen zu werden. Das ist zwar einigermaßen unwahrscheinlich, aber wer kann dir etwas garantieren? Ein Backup brauchst du auch, wenn du deine Daten anderswo einsetzen willst, also umziehen möchtest. Oder wenn du einen Dienst kündigen oder dein Konto gar löschen willst. Oder du willst deine Sachen lokal auf dem Rechner haben, um damit sonstwas zu machen. Geht ja keinen was an, was du tust. Es sind deine Sachen. Ansonsten gilt: lieber ein Backup zuviel, als eines zu wenig.
Noch eine kleine Warnung, wenn du irgendwo Backups anforderst, dann tue das nicht von einem öffentlichen Rechner aus. Wollte ich nur gesagt haben …
Eine komplette Kopie sämtlicher eigener Tweets kannst du über Profil & Einstellungen >> Account bei Twitter direkt anfordern. Nach kurzer Zeit bekommst du eine E-Mail, die einen Link zu einem ZIP-Archiv enthält. Darin sind sämtliche Links, Texte und Medien enthalten, und zwar praktischerweise nach Monaten klickbar sortiert. Herzen, Kommentare und sonstige Interaktionen sind nicht mit von der Partie.
Facebook / Profil
Dein Profil lädst du unter Einstellungen herunter – zu finden ist der kleine schwarze Pfeil rechts oben. Daraufhin wirst du aufgefordert: Lade eine Kopie deiner Facebook-Daten herunter. Jetzt stehst du vor dieser Nachricht. Klicke den grünen Button an und gebe dein Passwort ein.
Du bekommst nun eine E-Mail zugeschickt. Darin befindet sich ein Link, mit dem sich der Zirkus wiederholt. Rufe die Seite auf, klicke den grünen Button und lade dein Archiv herunter. Du bekommst eine ZIP-Datei. Enthalten sind nach Auskunft von Facebook: „Die Informationen in deiner Chronik, von dir geteilte Beiträge, Nachrichten, Fotos und weitere Daten. Daneben sind darin Informationen enthalten, die du nicht einfach per Anmeldung bei deinem Konto einsehen kannst, beispielsweise Werbeanzeigen, auf die du geklickt hast, Daten wie die IP-Adressen, die mit deiner An- oder Abmeldung bei Facebook erfasst werden, und weitere Daten.“
Facebook / Seiten
Um die Inhalte deiner Facebook Seiten herunterzuladen, gehst du auf der jeweiligen Seite zu Einstellungen >> Seite herunterladen. Damit setzt du denselben Prozess in Gang, den ich oben geschildert habe. Bedenke, dass du keine Daten wieder zu Facebook heraufladen kannst. Auch fehlen sämtliche Interaktionen der Leser und Fans.
Ein Backup bietet Pinterest von Haus aus nicht an. Du kannst dir aber damit behelfen, dass du die Boards einzeln abrufst und einfach mit dem Browser abspeicherst. Vergiß dabei nicht bis zum Boden durchzuscrollen. Je nach Anzahl deiner Pins kann das eine Weile dauern. Speicherst du zu früh, sind noch nicht alle Pins geladen und dein Backup bleibt unvollständig.
Sogar ein WordPress Plugin habe ich gefunden, den Pinterest Importer, mit dem du deine Pins in eine WP Installation importieren kannst. Ich weiß zwar nicht wofür du das braucht könntest, die Möglichkeit aber besteht.
Gestiegenen Komfort verspricht das Bookmarklet PinBackIt. Im Test funktionierte es bei mir leider nicht. Dasselbe gilt für DownloadMyBoard. Pin4ever habe ich nicht ausprobiert.
google+ / Youtube / Blogger / Gmail / …
Eigene Daten von Google Produkten zu sichern ist komfortabel unter einer Oberfläche möglich. Takeout nennt sich das Zentrum für Datensicherung. Es erstellt dir auf Wunsch ein ZIP-Archiv für den Download. Neben deinen Google+ Seiten kannst du die Daten weiterer Google Dienste zum Speichern auswählen. Je nachdem kann die herunterzuladende Datei adipös ausfallen.
- Blogger
- Youtube
- Chrome
- Drive
- Fotos
- Lesezeichen
- Kalender
- Gmail
Ein guter Service von Google und sehr praktisch, wenn man mit dem Wust aus Dateien etwas anfangen kann.
Entpacke das ZIP-File nach dem vollständigen Download (kann dauern) und rufe die Index-Datei mit deinem Lieblingsbrowser auf. Du erhältst eine attraktiv aufgemachte Übersichtsseite und kannst dich dort durch deine Daten klicken.
Google Analytics
Die üblichen Reports lassen sich auf vielfältige Weise exportieren. Der Export von Rohdaten ist für Normalsterbliche allerdings nicht vorgesehen (es gäbe noch die Enterprise Version). Will man sämtliche Daten herunterladen, bleibt nur die API und kommerzielle Software, die davon Gebrauch macht. Es gibt ein Chrome Addon, das Analytics Daten in die Google Spreadshirts bringt.
Das vielgenutzte Netzwerk bietet keine Archive an. Da es eine API gibt, sind externe Dienste möglich. So einer ist Instaport. Ob er noch funktioniert, konnte ich mangels Instagram-Account nicht testen. Die Website selbst gibt unter Support & FAQ nur einen 404-Fehler aus. Von Kosten wird nicht gesprochen.
IFTTT (If This, Then That) bietet mehrere Rezepte an, um Instagram Fotos zu sharen und zu speichern. Auch WordPress kann Verwendung finden. Nutze den DsgnWrks Instagram Importer.
WordPress.com
Der Anbieter Automattic verspricht perfekte Sicherheit. Selbst wenn ein herabstürzender Meteor sämtliche Server vernichten sollte, deine Daten wären immer noch sicher und vorhanden, heißt es. Wenn du deine Blogbeiträge trotzdem in Besitz nehmen willst … Möglich ist der Export deiner Beiträge, Seiten, Kommentare, benutzerdefinierten Felder, Kategorien und Schlagwörter. Allerdings nicht das von Bildern und anderen Uploads. Klicke dazu in der Seitenleiste auf Werkzeuge >> Daten exportieren. Die Auswahl lässt sich beschränken. Das Datenformat ist eine XML-Datei, die anderswo importiert werden kann.
WordPress.org
Für das selbst gehostete WordPress Blog bieten sich gleich mehrere Optionen. Die Bequemste: Dein Hoster erledigt alles für dich. Das ist zum Beispiel hier so. Mein Hoster Raidboxes (Aff. Link) legt täglich automatisch ein vollständiges Backup von Conterest an. Die 15 letzten werden jeweils aufbewahrt. Zusätzlich kann ich per Klick ein Backup auslösen, das dauerhaft bestehen bleibt (max. 3). Ich kann es sogar in eine Textumgebung verwandeln. Habe dann einen komplett Klon zum Experimentieren oder Testen. Ich schweife ab …
Option Nummer zwei, wenn dein Hoster nichts Vergleichbares anbietet, sind Plugins. Darüber wurden schon viele Artikel verfasst. Deshalb an dieser Stelle eine Handvoll Links.
Und dann wären da noch als dritte Möglichkeit externe Dienste wie Blogvault – ab 9,- € pro Monat mit 1-Klick-Restore oder Vaultpress – ab 9,- Dollar pro Monat.
Wer Lust hat, kann als 4. Option natürlich auch auf dem Server Files und Datenbanken händisch kopieren und speichern.
Ich speichere im Entstehen begriffene Beiträge immer mal wieder mit dem Browser in die Dropbox ab. Auf mein WordPress allein möchte ich mich trotz der Revisionen nicht verlassen. Es beruhigt mich. Die Revisionen werden eh schnell unübersichtlich viele, so das man für Hygiene sorgen muss. Braucht man dann einmal das was, findet man es dann möglicherweise doch nicht. Ist mir schon ein paarmal passiert.
Medium
Im eingeloggten Zustand bei Medium auf den eigenen Kopf (rechts oben) klicken. Settings auswählen. Weit runterscrollen. Auch hier kannst du ein ZIP-Archiv ernten, das die HTML-Versionen deiner Postings enthält.
Tumblr
Tumblr stellt keine Backups oder Archive zur Verfügung. 2009 gab es eine Backup App, die aber nicht mehr funktioniert. Dementsprechend existieren lediglich einige Workarounds. Da wäre Backup Jammy, das eine HTML-Seite mit den gewünschten Daten erzeugen soll, aber bei mir im Text nicht funktionierte. Interessant ist die Möglichkeit, die WordPress vorstellt, nämlich einen Import in eine WP Installation. Giacomo beschreibt in einem Artikel, wie man Tumblrs API für eine Datensicherung nutzt.
Evernote
Lars Bobach nennt Evernote sein virtuelles Gedächtnis. Klar, dass er das behalten will. Große Sorgen muss man sich nicht machen, da die Daten nicht nur in der Cloud, sondern auch auf dem eigenen Rechner gespeichert werden – da ist das Backup schon vorhanden. Das gilt allerdings nicht für Smartphones. Die Evernote Daten auf dem Rechner lassen sich noch mal sichern indem man den in das Betriebssystem eingebauten Backup-Lösungen vertraut.
Trello
Hier zitiere ich Trello: „Öffnen Sie zum Exportieren Ihrer Daten einfach eine Karte oder öffnen Sie das Seitenleistenmenü, klicken Sie dann auf die Schaltfläche Teilen, Drucken und Exportieren, dort finden Sie die Exportoptionen.“ Exportiert wird in JSON. Wer die Trello Business Class abonniert hat, kann auch in CSV exportieren und seine Daten in Excel nutzen. Siehe auch den Tipp von Claudia in den Kommentaren.
Flickr
Benutze das Menü More auf der rechten Seite und wähle >> Archives. Die dort präsentierten Fotos lassen sich einzeln oder in Gruppen markieren und dann direkt als ZIP-Archiv downloaden. Weitere Schritte sind nicht erforderlich. Limits soll es nicht geben.
Mailchimp
Ich weiß nicht, ob Mailchimp schon einmal E-Mail-Adressen von Kunden verloren hat. Wäre es so, keine Katastrophe könnte größer sein. Denn die Adressen lassen sich nicht wiederbeschaffen. Wer schon einmal eine Mailingliste aufgebaut hat, weiß wie langwierig der Prozess ist und wie schmerzhaft ein Verlust wäre. Also Daten immer mal wieder selbst sichern.
Einen Export der Daten braucht auch, wer den Anbieter wechseln will. Mailchimp macht es seinen Nutzern nicht schwer. Gehe zu >> Lists >> klicke die gewünschte Liste an >> wähle den Button Export List. Du erhältst eine Benachrichtigung via E-Mail und kannst daraufhin ein ZIP-Archiv herunterladen. Es enthält die Daten in Form einer CSV-Datei.
Deine Chats können gesichert werden. Auf diese Weise kannst du sie auch auf andere Geräte übertragen. Whatsapp selbst hat eine Anleitung erstellt für Android und das iPhone. Außerdem: WhatsApp-Backup: So sicherst Du Deine Daten mit Google Drive.
Wer seine Bookmarks mit Pocket sammelt, legt diese Daten in der Cloud ab. Wer, warum auch immer, eine Liste der gemerkten Seiten dauerhaft selbst verwahren möchte, kann das mit der Exportfunktion tun. Man erhält eine HTML-Datei mit Links – ohne Grafiken. Für Entwickler gibt es die Pocket API.
Github
Github ist für Coder. Deshalb gibt es dort logischerweise auch Codeschnipsel, mit denen sich das Backup eines Repositoriums erledigen lässt. Zum Beispiel joeyh/github-backup. Wer es professionell braucht, kann sich einen Dienst verpflichten. Backhub ist komfortabel und kostenlos für alle öffentlichen Repositories . Für private Daten fallen mindestens 3,- Dollar im Monat an.
An deine Daten kommst du heran, wenn du eingeloggterweise die Seite Datenschutz & Einstellungen aufrufst. Klicke auf Konto >> Allgemeine Informationen >> Datenarchiv anfordern.
Du erhältst nach eigen Minuten eine E-Mail mit einigen Links zu downloadbaren Daten. Dabei bleibt es aber nicht, die wichtigeren Dinge brauchen länger, weshalb es nach 24 Stunden eine weitere E-Mail gibt.
Hier konnte ich nur wenig finden. Die Website Xingtipps beschreibt, wie du deine Kontakte exportierst.
Dropbox
In diesem Fall brauchst du kein Backup, denn deine Dateien befinden sich nicht nur in der Cloud, sondern zusätzlich auch auf deinem Rechner. Hänge einfach noch ein weiteres Gerät in das System, wenn du eine zusätzliche Sicherheit wünschst.
Aber Achtung, Dateien zu überschreiben kann tödlich sein, da nützt es einem gar nichts, wenn man seine Sachen mit einem externen Dienst oder Server synchronisiert.
Online Services nehmen dir Arbeit ab
Es wäre eine pfundige Sache, hätte man einen Dienstleister, der einem die Arbeit abnimmt. Einen Dienstleister, der laufend aktuelle Kopien der Daten aus unterschiedlichen Quellen erstellt. Für Privatanwender ist das wahrscheinlich zu teuer, denn umsonst ist so ein Service nicht zu haben, für Firmen aber nachgerade genial. Auch und besonders, wenn dort zahlende Kunden betreut werden.
In eine andere Richtung weist Backupify. Es zielt auf die Sicherung von Office 365, Google Apps und Salesforce, versteht sich aber auch auf Twitter und Facebook Business Pages. Preise werden nicht genannt, eine Demo darf man beantragen. Die Sache wird also teuer. Das gilt so auch für die Social Media Archivierung von Gwava. Es sind Profidienste für Unternehmen.
Vergiss nicht, auch dein RL zu backuppen
Jedenfalls soweit es schriftliche Unterlagen betrifft. Mach dir einen Scan wichtiger Unterlagen wie:
- Personalausweis
- Führerschein
- Bahncard
- Karten
- Geburtsurkunde
- Policen
- Verträge
Ein zeitgemäßes Medium für diese Art der Sicherheitskopie ist der USB-Stick. Solange man im wesentlichen Texte speichert, ist die Größe des Sticks einigermaßen egal. Wer sein Backup mit sich führt, greift zur SD-Karte, die flachen Objekte passen ins Portemonnaie und fühlen sich mit Mobilgeräten wohl. Man sollte im Blick haben, dass die kleinen Objekte verloren gehen können, auf der sicheren Seite ist, wer an eine Verschlüsselung gedacht hat. Nenne es Paranoia – oder für alle Fälle.
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